Russland dreht EU-Land Lettland den Gashahn zu

31.07.2022 10:41

Das baltische EU-Land Lettland kaufte bisher den Großteil seines
Gases beim Nachbarn Russland ein. Nun hat der russische Staatskonzern
Gazprom die Lieferungen eingestellt. Ist die Versorgung in Gefahr?

Moskau (dpa) - Der russische Energieriese Gazprom hat dem baltischen
EU-Land Lettland den Gashahn zugedreht. Das Unternehmen habe die
Lieferungen eingestellt, weil gegen die Bedingungen der Entnahme von
Gas verstoßen worden sei, teilte der Energieriese am Samstag mit.
Details zu den Verstößen nannte der Staatskonzern nicht. Die
lettische Wirtschaftsministerin Ilze Indriksone sagte der
Nachrichtenagentur Leta in der Hauptstadt Riga, dass das Land
ausreichend Gas haben werde für die Heizsaison.

Lettland habe ohnehin nicht mehr mit den Lieferungen aus Russland
gerechnet, sagte Indriksone. Die Vorräte, die angezapft werden
sollen, lagern ihren Angaben nach im unterirdischen Gasspeicher in
Incukalns rund 40 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Riga. Die
Betreiberfirma Conexus Baltic Grid hatte in der vergangenen Woche
erklärt, dass die Reserven im Januar enden könnten. Lettland kauft
auch Gas bei anderen Staaten.

Russland hatte zuletzt die Gaslieferungen in mehrere EU-Länder
eingestellt, darunter Polen und Bulgarien, weil diese sich geweigert
hatten, in Rubel zu bezahlen. Kremlchef Wladimir Putin hatte diese
neue Regelung als Reaktion auf die Sanktionen der EU gegen Russland
eingeführt. Üblich waren Zahlungen in Euro oder Dollar.

Am Freitag hatte das lettische Gasversorgungsunternehmen Latvijas
Gaze mitgeteilt, von Russland wieder Gas zu kaufen und dafür auch in
Euro und nicht in Rubel zu bezahlen. Allerdings werde das Gas nicht
von Gazprom gekauft, sondern von einem anderen russischen Anbieter,
sagte Unternehmenschef Aigars Kalvitis. Den Namen sagte er unter
Berufung auf Geschäftsgeheimnisse nicht.

Die Regierung in Lettland hatte zuletzt erklärt, dass sie von Januar
2023 an komplett auf den Import von russischem Gas verzichten wolle.
Das gilt vor allem als eine Reaktion auf den russischen Angriffskrieg
in der Ukraine. Nach Beginn von Moskaus Invasion war der Gasfluss von
Russland nach Lettland einige Male unterbrochen oder gestoppt. Seit
Mitte Juni aber stiegen die Lieferungen wieder, hieß es in der
Hauptstadt Riga. Im vergangenen Jahr bezog Lettland noch etwa
90 Prozent seines Gases aus Russland.