EU lädt Serbien und Kosovo zu Vermittlungsgesprächen ein

01.08.2022 15:18

Brüssel (dpa) - Die EU hat nach der erneuten Eskalation von
Spannungen zwischen Serbien und dem Kosovo die Konfliktparteien zu
einem Krisentreffen nach Brüssel eingeladen. Ziel sei es, über das
weitere Vorgehen zu beraten und zu verhindern, dass sich solche
Spannungen wiederholten, sagte ein Sprecher des EU-Außenbeauftragten
Josep Borrell am Montag in Brüssel. Die Streitigkeiten ließen sich
nur durch Dialog und Verhandlungen beigelegen.

Die Einladung der EU erfolgte nach Angaben des Sprechers, nachdem
sich das Kosovo auf Bitten Borrells und der USA bereit erklärt hatte,
umstrittene Reiseregeln für Serben zunächst auszusetzen. Diese sehen
vor, dass an den Grenzübergängen keine serbischen Personaldokumente
mehr anerkannt werden. Stattdessen sollten sich Serben dort von
diesem Montag an ein provisorisches Dokument ausstellen lassen. Die
kosovarischen Behörden begründen dies mit einem identischen Vorgehen
serbischer Behörden beim Grenzübertritt kosovarischer Bürger.

In Reaktion auf die geplante Neuregelung errichteten militante Serben
am Sonntag im überwiegend serbisch bevölkerten Norden des Kosovos
Barrikaden. Zudem sollen auch Schüsse in Richtung kosovarischer
Polizisten abgegeben worden sein.

Alle Beteiligten müssten ruhig bleiben und Maßnahmen einstellen, die
die Stabilität und Sicherheit vor Ort gefährden und die Freizügigkeit

von Bürgern behindern, sagte ein Sprecher Borrells am Montag zu dem
Streit. Die Europäische Union und die Mitgliedstaaten verfolgten die
Ereignisse und Entwicklungen mit Sorge.

Die EU versucht seit Jahren, zur Klärung des Verhältnisses zwischen
Serbien und dem Kosovo beizutragen. Dieses ist äußerst
spannungsgeladen, weil sich das heute fast ausschließlich von
Albanern bewohnte Kosovo 1999 mit Nato-Hilfe von Serbien abgespalten
und 2008 für unabhängig erklärt hatte. Mehr als 100 Länder, darunte
r
Deutschland, erkannten die Unabhängigkeit des Kosovos an. Andere,
darunter Serbien, Russland, China und fünf EU-Länder, tun das bis
heute nicht.

Ein Termin für das geplante Treffen in Brüssel wurde zunächst nicht
genannt.