Italien meldet Hilfe aus Paris und Berlin bei Aufnahme von Migranten

05.08.2022 15:34

Rom (dpa) - Zwei Monate nach einer EU-Einigung auf eine fairere
Verteilung von Bootsmigranten aus dem Mittelmeer hat Italien erste
konkrete Hilfen aus Paris und Berlin verkündet. Eine französische
Delegation habe in den vergangenen Tagen in der süditalienischen
Stadt Bari eine Gruppe von Geflüchteten ausgewählt, die nach
Frankreich umgesiedelt werden. Das gab das Innenministerium in Rom am
Freitag bekannt. Noch für August hätten sich auch Behördenvertreter
aus Deutschland für eine ähnliche Mission angekündigt, wie es weiter

hieß.

In Italien kommen immer mehr Menschen über die gefährliche Route im
zentralen Mittelmeer an. Das Land fordert seit Jahren mehr Hilfe von
der Europäischen Union und anderen Mitgliedsstaaten. Am 10. Juni
hatten sich 21 Staaten auf einen Solidaritätsmechanismus geeinigt,
der südliche Länder wie Italien entlasten soll. Dazu gehören die
Aufnahme von Menschen oder Geld- und Sachleistungen. Bislang hätten
sich 13 Länder bereiterklärt, mehr als 8000 Menschen aufzunehmen,
teilte eine Sprecherin der EU-Kommission in dieser Woche mit.

Die italienische Innenministerin Luciana Lamorgese sprach in der
Mitteilung von einem «historischen Schritt für die Union». In diesem

Jahr registrierte Rom bislang mehr als 42 000 Menschen, die mit
Booten an den italienischen Küsten ankamen - im Vorjahreszeitraum
waren es mit gut 30 000 Migrantinnen und Migranten deutlich weniger.

Sollten die Mitte-Rechts-Parteien bei den Parlamentswahlen am 25.
September wie aktuell prognostiziert gewinnen, dann wollen sie
deutlich härter gegen Einwanderer vorgehen. Der Chef der rechten
Lega, Matteo Salvini, kündigte am zweiten Tag seines Besuchs auf der
Mittelmeerinsel Lampedusa an, dass er bei einem Wahlsieg einen
Sonderkommissar einsetzen wolle, um die Flüchtlingsströme zu
unterbinden.

Die in den Umfragen führende Giorgia Meloni von der rechtsextremen
Partei Fratelli d'Italia will ebenfalls dazu übergehen, Flüchtlinge
gar nicht erst in See stechen zu lassen. Sie will stattdessen
Migranten schon in Lagern in Nordafrika abfangen, wie sie sagte.