Europride-Parade in Belgrad mit verkürzter Streckenführung

16.09.2022 17:00

Belgrad (dpa) - Die am Samstag geplante Europride-Parade in der
serbischen Hauptstadt Belgrad wird auf einer verkürzten Strecke
stattfinden. Dies gab der Koordinator des Marsches, Goran Miletic, am
Freitag in Belgrad bekannt. Die Demonstration für die Rechte von
Homosexuellen und anderen Angehörigen der LGBTIQ*-Community hätte
ursprüngliche durch die halbe Innenstadt führen sollen. Das serbische
Innenministerium hatte jedoch den Marsch untersagt, weil es nicht für
die Sicherheit der Teilnehmer garantieren könne. 

Die Begründung gilt als wenig stichhaltig. Pride-Paraden finden in
Belgrad seit 2014 ohne Zwischenfälle statt. Doch schon Ende August
hatte Serbiens mächtiger Präsident Aleksandar Vucic die Absage oder
Verschiebung der Pride in Aussicht gestellt. Der rechte Nationalist
sucht zunehmend die Nähe zur ultra-konservativen serbisch-orthodoxen
Kirche. Rechtsextremisten und klerikale Kreise veranstalteten in den
letzten Wochen in Belgrad sogenannte «Prozessionen» gegen die Pride.

Die englische Abkürzung LGBTIQ* steht für Lesben, Schwule,
Bisexuelle, Trans-Menschen, queere sowie intergeschlechtliche
Menschen - und das Sternchen sind Platzhalter für weitere Identitäten
und Geschlechter. Zur Europride werden auch mehrere Europaabgeordnete
und europäische Politiker erwartet. Der Queer-Beauftragte der
Bundesregierung, Sven Lehmann, sagte am Freitag der
Nachrichtenagentur dpa in Belgrad:  «Ich bin froh, dass der
Pride-Marsch stattfinden kann.» Zugleich kritisierte er die Belgrader
Führung, «die sich nicht immer klar an die Seite der Menschenrechte
stellt».