Bericht: Türkei größter Importeur von Plastikabfällen aus EU

21.09.2022 11:55

Istanbul (dpa) - Nach einem Bericht der Menschenrechtsorganisation
Human Rights Watch (HRW) ist die Türkei derzeit der Hauptempfänger
von Kunststoffabfällen aus der EU. Das Land habe im Jahr 2020 rund
450 000 Tonnen aus dieser Region importiert, sagte Krista Shennum,
HRW-Expertin für Umwelt und Menschenrechte, am Mittwoch der Deutschen
Presse-Agentur. Deutschland sei in der EU einer der größten
Exporteure von Plastikabfällen - im Jahr 2020 sind es nach ihren
Angaben 136 000 Tonnen gewesen. Diese Zahl sei im Jahr 2021 auf
108 000 Tonnen gesunken. Grund sei das vorübergehende Einfuhrverbot
der Türkei für bestimmte Kunststoffarten gewesen.

Der 88-seitige Bericht der Organisation thematisiert auch den Umgang
der türkischen Regierung mit den «gesundheitlichen und ökologischen
Auswirkungen» des Plastikrecyclings. «Beim Recycling freigesetzte
Luftschadstoffe und Giftstoffe wirken sich auf Arbeitnehmer -
einschließlich Kinder - und Menschen aus, die in der Nähe von
Recyclinganlagen leben», kritisierte die Organisation.

Die wohlhabendsten Länder Europas schickten ihren Müll in die Türkei,

sagte Shennum. «Die EU und einzelne kunststoffexportierende Länder
sollten die Verantwortung für ihren eigenen Kunststoffabfall
übernehmen, den Export von Kunststoff in die Türkei beenden und die
Menge an Kunststoff, die sie produzieren und verbrauchen,
reduzieren.» Das türkische Umweltministerium äußerte sich bisher
nicht zu dem Thema.