Entwurf für Abschlusspapier der COP27: Öl und Gas nicht erwähnt

19.11.2022 15:01

Scharm el Scheich (dpa) - Fast 24 Stunden nach dem geplanten Ende des
Weltklimagipfels in Ägypten liegt den Verhandlern aus rund 200
Staaten ein weiterer offizieller Entwurf für eine Abschlusserklärung
vor. In dem elfseitigen Papier der ägyptischen Konferenzleitung von
Samstagmittag wird von allen Ländern ein schrittweiser Kohleausstieg
gefordert. Nicht aufgegriffen wird aber weiterhin die Forderung
etlicher Staaten und Klimaaktivisten, auch den Abschied von Öl und
Gas festzuschreiben.

Martin Kaiser von Greenpeace sagte der Deutschen Presse-Agentur, es
müsse aber unbedingt der Ausstieg aus allen fossilen Energieträgern
inklusive Öl und Gas im Text verankert werden. In den letzten Stunden
müsse nun Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sicher stellen,
dass die EU die Ergebnisse nur dann akzeptiere, wenn auch die
Abhängigkeit von klimazerstörenden Energieträgern beendet wird.

Ebenfalls noch ungeklärt ist die Streitfrage, ob unter dem Dach der
Vereinten Nationen ein Fonds eingerichtet wird, der arme und
besonders gefährdete Länder für unabwendbare Klimaschäden
entschädigt. Gemeint sind fatale Folgen der Erderwärmung wie Dürren,

Überschwemmungen und Wirbelstürme, aber auch der steigende
Meeresspiegel.

Zu dem Thema Verluste und Schäden lag ein separater Vorschlag der
Konferenzleitung vor. Er sieht vor, einen solchen Fonds bis 2024
einzurichten. Jan Kowalzig von Oxfam sagte dazu der Deutschen
Presse-Agentur: «Das wäre ein wichtiger Schritt nach vorne für die
von der Klimakrise gebeutelten Menschen in den ärmeren Ländern.»

Friederike Röder von Global Citizen nannte es «schockierend», dass in

dem Entwurf für die Abschlusserklärung kein klarer Zeitplan für die
Einlösung des Versprechens festgelegt werde, 100 Milliarden US-Dollar
für die Klimafinanzierung an Länder des Globalen Südens
bereitzustellen. «Dieses Versprechen wurde nun zwei Jahre
hintereinander gebrochen, und es ist nicht klar, ob es 2023 erfüllt
wird.»

In dem Entwurf werden die Staaten auch aufgefordert, ihre
größtenteils unzulänglichen Klimaschutzpläne bis spätestens zur
nächsten Klimakonferenz nachzubessern, die Ende 2023 in den
Vereinigten Arabischen Emiraten stattfindet. Dies bleibt freiwillig,
eine Verpflichtung gibt es nicht.

Das UN-Treffen COP27 in Scharm el Scheich mit etwa 34 000 Teilnehmern
sollte eigentlich am späten Freitagnachmittag enden, wurde aber ins
Wochenende verlängert.