Musk feiert starke Nutzung von Twitter - Weitere Beschäftigte gehen

18.11.2022 14:50

Die Vision von «Twitter 2.0» von Elon Musk wird von immer weniger
Twitter-Beschäftigten mitgetragen. Statt «extrem hardcore» an der
neuen Plattform zu arbeiten, kehren sie Musk den Rücken zu. Der neue
Twitter-Boss feiert unterdessen eine starke Nutzung des Dienstes.

San Francisco (dpa) - Ungeachtet der Kündigungswelle bei Twitter
erlebt der Kurznachrichtendienst nach Aussage von Elon Musk
Nutzungsrekorde. Gleichzeitig wurde am Freitag bekannt, dass viele
der noch verbliebenen Angestellten nach einem Ultimatum von Musk
künftig nicht mehr bei Twitter arbeiten wollen.

Musk hatte zuvor den Druck auf die noch verbliebenen Mitarbeiter
weiter erhöht. Der Multi-Milliardär gab den Beschäftigten nur wenige

Stunden Zeit, sich zu Überstunden zu verpflichten oder das
Unternehmen zu verlassen. Das Silicon-Valley-Portal «The Verge»
berichtete, dass daraufhin hunderte Twitter-Beschäftigte lieber das
angebotene Abfindungsangebot akzeptiert hätten.

Ehemalige Twitter-Mitarbeiter äußerten die Befürchtung, dass der
weitere Betrieb von Twitter gefährdet sei. Die
Daten-Wissenschaftlerin Melissa Ingle, die von Musk bereits in der
ersten Entlassungsrunde gefeuert wurde, sagte dem Portal «Technology
Review», es gebe «nicht mehr genug technische Expertise, um die Seite
am Laufen zu halten».

Größere technische Störungen traten allerdings bislang nicht auf.
Unklar ist aber, ob Twitter seinen gesetzlichen Verpflichtungen
nachkommen kann, Hassrede und Bedrohungen auf der Plattform zu
löschen. Am Freitag blieben die Büros von Twitter geschlossen, die
Zugangskarten wurden deaktiviert. Nach einer internen
Benachrichtigung, die von der britischen BBC veröffentlicht wurde,
sollen die Büros aber am Montag wieder geöffnet werden.

EU-Kommissarin Vera Jourová kritisierte den neuen Twitter-Eigentümer:
«Wir wollen soziale Medien, die den Menschen dienen und keine
schädlichen Inhalte verbreiten», sagte die Vizepräsidentin der
Europäischen Kommission dem Nachrichtenportal ZDFheute.de. Musk habe
«sehr erfahrene Mitarbeiter gefeuert, die über Jahre der Beratungen
verstanden haben, was wir in Europa wollen».

Am Rande der Mainzer Medienmesse ConCon drohte Jourová in einem
Interview mit den Zeitungen der VRM mit einem Bußgeld in
Milliardenhöhe. «Wenn Musk «No way» sagt, sagen auch wir «No way
»»,
betonte die EU-Kommissarin. Die EU werde nicht akzeptieren, wenn via
Twitter der europäische Informationsraum wieder vergiftet werde, etwa
durch russische Propaganda. Der Digital Markets Act, der in der EU
zum 1. November in Kraft trat und ab dem 2. Mai 2023 wirksam sein
wird, verleihe der EU «Zähne», sagte Jourová.