«WM der Schande»: EU-Parlamentarier üben heftige Kritik an FIFA

21.11.2022 21:19

Straßburg (dpa) - Abgeordnete des Europaparlaments haben den
Weltfußball-Verband FIFA und den umstrittenen WM-Gastgeber Katar
vehement kritisiert. Die liberale Politikerin Katalin Cseh sprach bei
einer Debatte am Montagabend im EU-Parlament von der
«Weltmeisterschaft der Schande». Miguel Urbán, Mitglied der
Linksfraktion, sprach sich für einen Boykott der Veranstaltung aus.
Sozialdemokrat Niels Fuglsang forderte FIFA-Präsident Boss Gianni
Infantino zum Rücktritt auf. 

Stella Kyriakides, die für die EU-Kommission an der Debatte teilnahm,
sagte, Katar sei auf seinem Weg der Menschenrechte noch nicht am
Ende. «Zahlreiche Herausforderungen bleiben bestehen», meinte sie in
der Debatte. Homosexualität sei verboten, Arbeiter seien gestorben,
Löhne nur zum Teil oder gar nicht ausgezahlt worden. Sie betonte aber
auch, es habe Verbesserungen gegeben, wie etwa einen Mindestlohn für
Arbeiter.

Rückendeckung für die WM gab es lediglich aus dem rechten Lager. Der
AfD-Politiker Nicolaus Fest sagte: «Wenn in Rom, verhalte Dich wie
die Römer. Das sollten wir auch Katar zugestehen.» Sein Parteikollege
Maximilian Krah teilte mit, man müsse respektieren, dass Katar keine
Regenbogensymbole im Stadion haben wolle. 

Als Protest hatte die Abgeordnete Manon Aubry die «One Love»-Armbinde
während ihrer Rede angezogen. Es sei eine Schande die Armbinde nicht
zugelassen zu haben, sagte die Politikerin der Linken-Fraktion. Die
FIFA hatte mit Strafen gedroht, sollten WM-Kapitäne die «One
Love»-Armbinde bei den Spielen trafen. 

Aubrys liberale Kollegin Abir Al-Sahlani warf Katar Rassismus vor.
«Wenn sie Europäer wären, würde es diese Behandlung nicht geben»,

sagte sie mit Blick auf Gastarbeiter in Katar. Diese gebe es, weil
sie Asiaten und weil sie arm seien. Am Donnerstag stimmt das
EU-Parlament über eine Resolution zur Weltmeisterschaft ab. Die
Redebeiträge könnten einen Vorgeschmack liefern, auf welche Position
sich das Parlament verständigt.