EU-Parlamentarier bestürzt: «Weltmeisterschaft der Schande»

21.11.2022 21:39

Straßburg (dpa) - Abgeordnete des Europaparlaments haben die FIFA und
Gastgeberland Katar vehement für die umstrittene Fußball-WM der
Männer fraktionsübergreifend kritisiert. Die liberale Politikerin
Katalin Cseh sprach bei einer Debatte am Montagabend im EU-Parlament
von der «Weltmeisterschaft der Schande». Miguel Urbán, Mitglied der
Linksfraktion, sprach sich für einen Boykott der Veranstaltung aus.
Sozialdemokrat Niels Fuglsang forderte FIFA-Boss Gianni Infantino zum
Rücktritt auf.

Stella Kyriakides, die für die EU-Kommission an der Debatte teilnahm,
sagte, Katar sei auf seinem Weg der Menschenrechte noch nicht am
Ende. Zahlreiche Herausforderungen bleiben bestehen», sagte sie
während der Debatte. Homosexualität sei verboten, Arbeiter seien
gestorben, Löhne nur zum Teil oder gar nicht ausgezahlt worden. 

Auf Twitter hatten mehrere Abgeordnete bereits vorher Kritik
geäußert. So schrieb die Linken-Abgeordnete Özlem Alev Demirel, die
WM sei purer Wahnsinn. Die Grünen-Politikerin Anna Cavazzini
kritisierte, dass viele im Zuge der WM Opfer systematischer
Zwangsarbeit geworden seien.

Rückendeckung für die WM gab es lediglich aus dem rechten Lager. Der
AfD-Politiker Nicolaus Fest sagte: «Wenn in Rom, verhalte Dich wie
die Römer. Das sollten wir auch Katar zugestehen.» Sein Parteifreund
Maximilian Krah teilte mit, man müsse respektieren, dass Katar keine
Regenbogensymbole im Stadion haben wolle.

Als Protest hatte die Abgeordnete Manon Aubry die «One Love»-Armbinde
während ihrer Rede angezogen. Es sei eine Schande das Armband nicht
zugelassen zu haben, sagte die Politikerin der Linken-Frakion. Ihre
liberale Kollegin Abir Al-Sahlani warf Katar Rassismus vor. «Wenn sie
Europäer wären, würde es diese Behandlung nicht geben», sagte sie m
it
Blick auf Gastarbeiter in Katar. Diese gebe es, weil sie Asiaten und
weil sie arm seien.

Am Donnerstag stimmt das EU-Parlament über eine Resolution zur
Weltmeisterschaft ab. Die Redebeiträge könnten einen Vorgeschmack
liefern, auf welche Position sich das Parlament verständigt.