EU-Kommission will Preis an Gasbörse TTF deckeln

22.11.2022 16:22

Straßburg (dpa) - Der Gaspreis an der Großhandelsplattform TTF soll
für bestimmte Verträge künftig gedeckelt werden. Am Dienstag schlug
die Europäische Kommission einen Maximalpreis für Gas vor, das einen
Monat im Voraus gehandelt wird. Der Deckel würde automatisch greifen,
wenn dieser Preis zwei Wochen lang 275 Euro pro Megawattstunde
übersteigt und gleichzeitig mindestens 58 Euro höher ist, als die
Preise am Weltmarkt für Flüssiggas (LNG), wie EU-Energiekommissarin
Kadri Simson mitteilte. Um Engpässe bei der Versorgung zu vermeiden,
soll der Preisdeckel regelmäßig überprüft und jederzeit außer Kra
ft
gesetzt werden können.

Der Mechanismus könnte der Kommission zufolge Preisspitzen
vorübergehend eindämmen und so die Märkte beruhigen, da viele
europäische Lieferverträge an den TTF-Preis gekoppelt sind. Der
Deckel ist demnach aber kein Instrument, um die Preise dauerhaft zu
senken. Anders als die Gaspreisbremse der Bundesregierung gilt der
Deckel für Großkunden, die am TTF einkaufen, und nicht für
Endverbraucher.

Hintergrund des Vorschlags ist der starke Anstieg der Gaspreise
angesichts der drastischen Kürzung russischer Gaslieferungen. So
erreichte der aktuelle Gaspreis am TTF im August einen Rekordwert von
ungefähr 350 Euro pro Megawattstunde. Seitdem ist er stetig gesunken
auf rund 116 Euro pro Megawattstunde - immer noch ein Vielfaches im
Vergleich zu vergangenem Jahr.

Gas könnte dem Vorschlag zufolge zudem weiterhin frei außerhalb des
TTF gehandelt werden und der sogenannte Spotpreis für Gas wäre nicht
betroffen. Am Spotmarkt kaufen und verkaufen Anbieter kurzfristig
Mengen, um etwa die Versorgung des nächsten Tages abzusichern. Die
EU-Kommission schlägt auch vor, das EU-Gaseinsparziel von 15 Prozent
verpflichtend zu machen. So soll verhindert werden, dass der
Gasverbrauch steigt. Die EU-Staaten müssen dem Vorschlag noch
zustimmen.