Trotz besserer Luft: Rund 240 000 vorzeitige Todesfälle in der EU

24.11.2022 12:19

Schlechte Luft ist tödlich: In der EU sterben nach wie vor etliche
Menschen vorzeitig, weil sie Feinstaub ausgesetzt sind. Vor allem
Stadtbewohner sind gefährdet. Doch es gibt auch eine gute Nachricht.

Kopenhagen (dpa) - Trotz besserer Luftqualität sind im Jahr 2020 rund
240 000 Menschen in der EU durch die Belastung der Luft in ihrer
Umgebung mit Feinstaub vorzeitig gestorben. Diese Schätzzahl
veröffentlichte die EU-Umweltagentur EEA am Donnerstag. Menschen, die
in Städten leben, sind demnach besonders gefährdet: Fast alle
Stadtbewohner (96 Prozent) seien Feinstaubwerten ausgesetzt, die über
den Richtwerten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von fünf
Mikrogramm per Kubikmeter liegen, hieß es.

Obwohl sich die Luftqualität in den EU-Staaten in den vergangenen
Jahren verbessert habe, stellten Schadstoffe in der Luft nach wie vor
die größte von der Umwelt ausgehende Gesundheitsgefahr dar. Sie seien
einer der Hauptgründe für frühzeitige Todesfälle und Erkrankungen.

Herzkrankheiten und Schlaganfälle seien am häufigsten die darauf
zurückgehende Todesursache, gefolgt von Lungenkrebs und anderen
Lungenkrankheiten. 

Feinstaub besteht laut Umweltbundesamt (Uba) aus einem Gemisch fester
und flüssiger Partikel und entsteht etwa durch Emissionen von Kraft-
und Fernheizwerken, in der Industrie - etwa bei der Metall- und
Stahlerzeugung - und im Straßenverkehr. Die Partikel können aber auch
durch Gase wie Schwefel- und Stickoxide und Ammoniak entstehen
(sekundärer Feinstaub). In Städten ist der Straßenverkehr laut Uba

die dominierende Staubquelle. Auch in der Landwirtschaft entsteht
Feinstaub: Ammoniakemissionen aus der Tierhaltung tragen zur
Feinstaubbildung bei.

Neben den rund 240 000 vorzeitigen Todesfällen aufgrund von Feinstaub
waren nach Angaben der Umweltagentur 49 000 Todesfälle auf chronische
Belastung mit Stickstoffdioxid (NO2) sowie 24 000 auf die Belastung
mit bodennahem Ozon (O3) zurückzuführen.

In Deutschland sind 2020 den Schätzungen zufolge etwa 28 900
frühzeitige Todesfälle auf die Belastung der Umgebungsluft mit
Feinstaub zurückzuführen. Für die Belastung mit Stickstoffdioxid und

bodennahem Ozon gab die Umweltagentur die Werte mit 10 000 und
4600 an. 

Eine gute Nachricht gibt es aber auch: Zwischen 2005 und 2020 sei die
Zahl der vorzeitigen Todesfälle aufgrund von Feinstaub-Belastung in
der EU um 45 Prozent zurückgegangen, hieß es in der EEA-Analyse.
Setze sich dieser Trend fort, könne die EU ihr Ziel, die Zahl bis
2030 um 55 Prozent zu reduzieren, voraussichtlich erreichen. Das Ziel
hatte die EU-Kommission im Rahmen ihres sogenannten European Green
Deal ausgegeben.

«Trotzdem sind weitere Anstrengungen nötig, um die Vision einer
Null-Verschmutzung bis 2050 zu erreichen - das heißt die
Luftverschmutzung auf ein Niveau zu senken, das nicht mehr als
gesundheitsschädlich gilt», hieß es im Bericht der EU-Agentur.

2020 hätten auch Maßnahmen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie in

vielen Ländern eine Auswirkung auf die Schadstoff-Emissionen gehabt
und zu einer verbesserten Luftqualität geführt. «Die
Stickstoffdioxid-Konzentrationen sind vorübergehend zurückgegangen -
eine direkte Folge des geringeren Straßenverkehrs während der
Covid-Lockdowns», berichtete die EEA.