EU-Parlament kritisiert Fußball-WM in Katar

24.11.2022 17:43

Das Europaparlament zeigt sich entsetzt über das Verbot der «One
Love»-Kapitänsbinden bei der Fußball-WM in Katar. In einer Resolution

wird das Turnier kritisiert.

Straßburg (dpa) - Das Europaparlament hat den Tod von ausländischen
Arbeitern bei der Vorbereitung auf die Fußball-Weltmeisterschaft in
Katar kritisiert. Man fordere von Behörden, Sportverbänden und
Organisatoren bei künftigen Vergaben großer Sportevents Werten wie
Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit Geltung zu
verschaffen, heißt es in einer am Donnerstag verabschiedeten
Resolution. 

Man sei entsetzt über die Entscheidung, die «One Love»-Armbinden, mit

denen ein Zeichen gegen Diskriminierung gesetzt werden sollte, zu
verbieten. Darüber hinaus rufe man die Behörden in Katar auf,
Vorschriften zum Verbot von Folter und Misshandlung vollständig
durchzusetzen und die Kriminalisierung von Homosexualität
abzuschaffen. 

Zudem wird bekräftigt, dass die Auffassung des Parlaments bestehen
bleibe, dass Korruption innerhalb der FIFA weit verbreitet,
systemisch und tief verwurzelt sei. Deutschland und andere EU-Staaten
sollten Druck auf die UEFA und die FIFA ausüben, damit sich die FIFA
reformiert und demokratisch sowie transparent die nächsten
Weltmeisterschaften vergibt. 

Der Weltverband solle zudem Familien toter Gastarbeiter und andere
Opfer entschädigen. Hervorgehoben wird auch, dass die FIFA Katar den
Zuschlag für die WM erteilt hätte, ohne etwa Bedingungen für den
Schutz von Wanderarbeitern festzulegen und es glaubwürdige
Anschuldigungen von Bestechung und Korruption gebe. Es wird aber auch
begrüßt, dass Katar Reformen auf den Weg gebracht habe, um die Lage
von Arbeitern zu verbessern.

Noch deutlichere Worte fanden deutsche Abgeordnete zur WM. «Diese
Fußball-Weltmeisterschaft der Männer ist aus menschenrechtlicher
Perspektive eine Katastrophe», sagte der SPD-Europaabgeordnete und
Außenpolitiker Dietmar Köster. Kritisch sieht die Resolution die
außenpolitische Sprecherin von Die Linke im Europaparlament, Özlem
Demirel. Deutsche und europäische Firmen, die mit der WM Profite
machten, müssten zur Verantwortung gezogen werden, sagte sie der
Deutschen Presse-Agentur.

Auch Viola von Cramon-Taubadel von den Grünen äußerte Kritik an der
Position des Parlaments. "Wenn es ums Klima, Menschenrechte,
Homophobie und Korruption geht, finden andere Gruppen minimale
Verbesserungen würdig einer Auszeichnung, die aber unseren
Grundvorraussetzungen und Standards nicht einmal annähernd
entsprechen", sagte sie mit Blick auf die Position anderer
Fraktionen.

Der FDP-Europaabgeordnete Jan-Christoph Oetjen betonte, das Parlament
habe mit der Resolution klargestellt, dass Menschenrechte überall
gelten würden. Zudem sagte er: «Die WM hätte niemals in Katar
stattfinden dürfen. Die FIFA muss sich dringend reformieren, damit
sich solch eine Blamage nicht wiederholt.»

Der CDU-Abgeordnete Michael Gahler stellte klar: "Die Gastgeberländer
müssen zu Hause die Menschenrechte respektieren und dürfen die Gäste

in keiner Weise diskriminieren." Dies müssten Ausschlusskriterien
werden.