Brexit: Britische Wirtschaft fürchtet Abschaffung von EU-Regeln

24.11.2022 17:15

London (dpa) - Die britische Wirtschaft befürchtet Turbulenzen durch
eine überstürzte Abschaffung von EU-Regeln, die das Vereinigte
Königreich nach dem Brexit zunächst beibehalten hat. Mehrere
Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften warnten am Donnerstag in einem
gemeinsamen Brief, ein geplantes Gesetz, mit dem etliche übernommene
Regeln und Standards aus EU-Zeiten ersatzlos auslaufen würden, berge
das Risiko von «ernsthafter Verunsicherung und Störungen für
Unternehmen, Beschäftigte und jene, die die Umwelt zu schützen
versuchen». Zu den beteiligten Verbänden zählte die
Führungskräftevereinigung Institute of Directors wie auch der
Gewerkschaftsdachverband Trades Union Congress.

Seit dem Brexit ist Großbritannien in einzelnen Bereichen - etwa in
der Landwirtschaft oder bei der Migration - von EU-Gesetzen
abgewichen, hat aber bislang der BBC zufolge auch noch Tausende
Regelungen beibehalten.

Die britische Kurzzeit-Premierministerin Liz Truss - Vorgängerin von
Amtsinhaber Rishi Sunak - hatte mit ihrer Regierung versprochen, alle
noch aus EU-Zeiten geltenden Regeln spätestens Ende 2023 auslaufen zu
lassen und das Gesetz namens «Retained EU Law Bill» ins Parlament
eingebracht. Auch Sunak hatte einst im parteiinternen Wahlkampf
angekündigt, EU-Bürokratie abschaffen zu wollen.

Die Sorge der Verbände ist nun, dass Umwelt- und Tierschutzstandards,
Arbeitnehmerrechte, Schutz vor Diskriminierung und viele andere
etablierte Prinzipien unter die Räder geraten könnten. Dies könne die

Wirtschaft destabilisieren und sogar für mehr Bürokratie sorgen. Man
rufe die Regierung daher dazu auf, das Gesetz zu stoppen.