Zufallsfund im Gartenzwerg: Bundesbank tauscht alte D-Mark um Von Friederike Marx und Jörn Bender, dpa

16.12.2022 05:30

Eine Gartenzwerg-Familie als Schatztruhe, eine unerwartete Erbschaft
und eine besonders wertvolle Zeitung: Immer wieder tauchen alte
D-Mark-Bestände durch Zufall auf.

Frankfurt/Main (dpa) - Gartenzwerge sind vielen Deutschen lieb und
teuer. Als wahrer Schatz entpuppten sich die tönernen Gesellen für
einen Erben, der in ihren Bäuchen reichlich D-Mark-Münzen fand und
diese bei der Bundesbank in Euro tauschte. Immer wieder tauchen alte
D-Mark-Bestände wie in diesem Fall zufällig wieder auf. Fast 21 Jahre
nach Einführung des Euro-Bargeldes sind D-Mark-Scheine und -Münzen im
Milliardenwert noch nicht zurückgegeben. Nach Angaben der Deutschen
Bundesbank belief sich der Gesamtwert der noch nicht umgetauschten
Bestände Ende November auf knapp 12,3 Milliarden Mark (etwa 6,29 Mrd.
Euro).

Der Gartenzwerg-Erbe hatte von seinem Vater bereits vor Jahrzehnten
ein Haus einschließlich einer ganzen Sammlung der Figuren mit den
roten Zipfelmützen geerbt. Ins Rentenalter gekommen, ging der Sohn in
diesem Jahr im Keller ans Aufräumen, konnte die dort eingelagerten
Gartenzwerge aber kaum bewegen. Des Rätsels Lösung: In den Wichten
versteckten sich 222 D-Mark-Münzen. Leider stand die Größe des
Schatzes jener der Zwerge in nichts nach: am Ende waren es trotz der
großen Anzahl Münzen dann doch gerade einmal 51 D-Mark. Bei der
Bundesbank erhielt der Erbe im Tausch gut 26 Euro dafür.

«Deutschland ist eins von sechs Ländern im Euroraum, die sowohl
nationale Banknoten als auch nationale Münzen unbefristet
umtauschen», erläuterte Bundesbank-Vorstandsmitglied Johannes
Beermann.

Eine deutlich lukrativere Entdeckung machte ein Ehepaar beim
Aufräumen eines Lagers in dem Familienunternehmen, das verkauft
werden sollte. Die Mitarbeiter in der Bundesbank-Filiale stutzen
erst, als der Ehemann bei der Einreichung des Geldes erklärte, er
habe sich höchstpersönlich mit einer Brechstange an einem Tresor zu
schaffen gemacht. In dem längst vergessenen Geldschrank, der aus dem
Nachlass seines Vaters stammte, fanden sich 637 000 Mark (knapp 326
000 Euro).

Insgesamt tauschte die Bundesbank im laufenden Jahr bis Ende November
mehr als 49 Millionen D-Mark in Euro um. Erstmals seit 2018 stieg das
Volumen im Jahresvergleich damit wieder. Beermann führt dies vor
allem darauf zurück, dass es während der Corona-Pandemie 2021 wegen
des zeitweise eingeschränkten Dienstleistungsangebots der
Bundesbank-Filialen schwieriger war, D-Mark zu tauschen.
«Entsprechend könnten sich in den vergangenen zwei Jahren Bestände
angesammelt haben, die nun in Euro umgetauscht wurden», sagte
Beermann der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt.

Als generelle Trendwende wertet Beermann den Anstieg im zu Ende
gehenden Jahr nicht: «Ich rechne nicht damit, dass die Umtauschzahlen
weiter steigen werden. Es wird stetig weniger.» Der allergrößte Teil

der D-Mark-Bestände wurde rund um die Einführung der neuen
Euro-Scheine und -Münzen zum Jahreswechsel 2001/2002 eingewechselt.

Nach wie vor sind aber Banknoten im Wert von 5,7 Milliarden Mark
sowie Münzen im Volumen von rund 6,6 Milliarden Mark nicht
zurückgegeben. «D-Mark-Münzen verschwinden eher mal, ein Teil der
Münzen dürfte für immer verloren sein. Banknoten sind mehr wert und
werden deshalb besser gehütet», erläuterte Beermann. «Manche Mensch
en
heben Banknoten auch als Erinnerung an die Zeit der D-Mark auf.»

Das läuft allerdings nicht immer glatt, wie der Fall eines
D-Mark-Nostalgikers zeigt. Dieser zählte regelmäßig seine alten
Banknoten auf einem Tisch. In diesem Jahr wurde er dabei durch ein
Klingeln an seiner Haustür gestört. Der Mann schob die Scheine
zwischen die Blätter einer Zeitung, damit sie nicht offen herumlagen
und ging zur Tür. Seine Frau nahm die Zeitung wie üblich, um damit
den Kaminofen anzuzünden. Als der Mann zurückkam, versuchte er
möglichst viel zu retten. Abgesehen von zehn Scheinen im Wert von
insgesamt 360 Mark waren alle anderen Banknoten verbrannt.

Einen Teil der alten Währung vermutet die Bundesbank auch außerhalb
Deutschlands. «Wie viel D-Mark noch im Ausland liegt, wissen wir
nicht genau. Die Bundesbank registriert nur die Einzahlungen»,
erläuterte Beermann. Der Umtausch der alten Scheine und Münzen ist
bei allen 31 Filialen der Deutschen Bundesbank oder per Postweg über
die Filiale Mainz möglich. Der Wechselkurs ist unverändert: Einen
Euro bekommt man für 1,95583 D-Mark.