Zypern entzieht zahlreichen Investoren die Staatsbürgerschaft

18.01.2023 13:39

Nikosia (dpa) - Die EU-Inselrepublik Zypern versucht einen
Schlussstrich unter den Skandal der illegalen oder unrechtmäßigen
Vergabe von Staatsbürgerschaften zu ziehen. Der Ministerrat hat
bislang 232 Menschen die zyprische Staatsbürgerschaft entzogen. Dies
berichtete am Mittwoch die Zeitung «Phileleftheros» unter Berufung
auf die Regierung in Nikosia. Die Kontrollen dauern an, berichtete
das Blatt weiter.

Der Skandal war 2020 ausgebrochen als ein mit versteckter Kamera
aufgenommener Bericht des TV-Senders Al-Dschasira lief. Darin war der
damalige Parlamentspräsident zu sehen, wie er sich bereit erklärte,
einem Chinesen, der in seiner Heimat wegen Geldwäsche zu einer
mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden war, die zyprische
Staatsbürgerschaft zu vermitteln. Nach Veröffentlichung der Aufnahmen
traten er sowie ein Abgeordneter zurück.

Eine eigens für diesen Fall einberufene Kontrollkommission stellte
danach fest: Von 2007 bis 2020 hätten 3517 Menschen und 3810 ihrer
engen Verwandten die Staatsbürgerschaft erhalten. Eine sehr große
Zahl davon seien «illegale Einbürgerungen» gewesen, hieß es in eine
m
192 Seiten Bericht der Kontrolleure. 

Für das «goldene Dokument», das unter anderem Reisefreiheit innerhalb

der EU gewährt, mussten die Antragssteller auf Zypern mindestens 2,5
Millionen Euro investieren. Zypern gilt vor allem reichen Russen und
Chinesen als eine der bevorzugten Destinationen - sowohl als
EU-Urlaubsland als auch als Finanzplatz.

Die EU geht längst gegen die umstrittene Praxis der Vergabe goldener
Visa vor. Die Kommission sieht dabei insbesondere in den Bereichen
Sicherheit, Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Korruption Risiken.
Auf Zypern wurde die Vergabepraxis im November 2020 gestoppt.