Gaming: EU-Parlament will Videospieler besser schützen

18.01.2023 15:36

Straßburg (dpa) - Das Europäische Parlament möchte einheitliche
Regeln zum Schutz von Videospielern und -spielerinnen auf den Weg
bringen. Eine große Mehrheit der Abgeordneten stimmte am Mittwoch in
Straßburg für einen entsprechenden Bericht des
EU-Binnenmarktausschusses, der unter anderem Maßnahmen zum Schutz vor
Spielsucht vorschlägt.

Vor allem der Schutz von Minderjährigen soll laut Parlament verstärkt
in den Blick genommen werden. Gemäß der Forderungen sollen Eltern
mehr Kontrolle darüber bekommen, wie viel Zeit und Geld ihre Kinder
für Videospiele aufbringen. Außerdem müssten Hersteller genauere
Angaben zu Altersempfehlungen und Inhalt der Spiele machen.

Die Hälfte aller Europäerinnen und Europäer zwischen 6 und 64 Jahren

spielen Angaben des EU-Parlaments zufolge Computerspiele. Bei Kindern
im Alter von 6 bis 10 Jahren sind es 73 Prozent, bei Jugendlichen
zwischen 11 und 14 Jahren sogar 84 Prozent.

Besonders junge Menschen möchte das Parlament künftig besser vor
sogenannten Pay-to-Win-Systemen schützen. Dabei würden Spieler dazu
aufgefordert, Spielwährung oder echtes Geld einzusetzen, um Vorteile
zu erhalten oder im Spiel weiterzukommen. Diese Praxis riskiere, dass
Kinder und Jugendliche Schulden aufnähmen, nur um bei einem Spiel
erfolgreich zu sein, warnte der binnenmarktpolitische Sprecher der
EVP-Fraktion, Andreas Schwab (CDU).

Sein Amtskollege René Repasi von der SPD betonte zudem, dass seiner
Ansicht nach Praktiken wie Loot-Boxen der EU-Glücksspielregulierung
unterliegen müssten. Loot-Boxen sind virtuelle Kisten mit meist
zufälligen Belohnungen oder Gegenständen, wie Waffen oder
Fähigkeiten, die vom Spieler zum Teil nur gegen Bezahlung geöffnet
werden können. Wie die SPD weiter mitteilte, müsse die EU-Kommission
den Parlamentsvorschlag nun in ein Gesetzesvorhaben gießen.

Trotz seiner Kritik hob das Parlament auch das Potenzial der schnell
wachsenden Videospiel-Industrie mit mehr als 90 000 Angestellten in
Europa hervor. Zur Förderung der Branche schlug es etwa die Schaffung
eines europäischen Online-Videospielpreises vor.