14 Tote bei Hubschrauber-Absturz in Ukraine - Putin: Sieg ist sicher

18.01.2023 17:25

Die Ursache des Absturzes in der Nähe von Kiew ist noch unklar. Unter
den Toten sind neben dem Innenminister auch vier Kinder. Kreml-Chef
Wladimir Putin gibt sich siegessicher. Eine Entscheidung über die
Lieferung von Leopard-2-Panzern an die Ukraine naht.

Kiew (dpa) - Bei einem Hubschrauberabsturz nahe der Hauptstadt Kiew
ist der ukrainische Innenminister Denys Monastyrskyj ums Leben
gekommen. Bei dem Unglück habe es mindestens 14 Tote gegeben, teilte
der Zivilschutz am Mittwochnachmittag mit. Zwischenzeitlich war von
18 Toten die Rede gewesen. Der russische Präsident Wladimir Putin
zeigte sich bei dem Besuch eines Rüstungskonzerns unterdessen
siegessicher. Die Diskussion um die Lieferung von Leopard-2-Panzern
aus deutscher Produktion an die Ukraine nahm weiter Fahrt auf. Die
Nato befürchtet mit Blick auf den Krieg ein schwieriges Jahr.

Hubschrauber stürzte bei Kindergarten in Kleinstadt Browary ab

Unter den Toten des Hubschrauberabsturzes seien auch der
Vize-Innenminister Jehwhenij Jenin und ein Staatssekretär, teilten
die ukrainischen Behörden mit. Der Helikopter war demnach in einem
Wohngebiet bei einem Kindergarten in der Kleinstadt Browary bei Kiew
abgestürzt. Nach Angaben des Innenministeriums starben auch vier
Kinder. Die Absturzursache war zunächst unklar. Der Hubschrauber-Typ
gilt als nicht besonders zuverlässig. Auch ein Abschuss des
Helikopters wurde nicht ausgeschlossen. Aus dem Präsidentenbüro hieß

es, die Führungsriege des Innenministeriums sei auf dem Weg zu einem
der Frontabschnitte gewesen.

EU und Scholz reagieren bestürzt auf Absturz

Die EU-Spitzen haben bestürzt auf den Tod des ukrainischen
Innenministers und der anderen Opfer bei dem Hubschrauberabsturz
reagiert. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach den
Familien der Opfer, Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj sowie der
gesamten Ukraine am Mittwoch ihr tiefes Beileid aus. «Wir trauern mit
Ihnen», schrieb die Deutsche auf Twitter. Bundeskanzler Olaf Scholz
zeigte sich erschüttert. «Der Hubschrauberabsturz in #Brovary zeigt
erneut den immensen Tribut, den die #Ukraine in diesem Krieg zahlt»,
schrieb Scholz am Mittwoch auf Twitter.

Putin zuversichtlich: «Sieg ist unausweichlich»

Putin erklärte in St. Petersburg bei einem Treffen mit handverlesenen
Arbeitern in einem Werk des Konzerns Almas-Antej, dass Russlands
Raketenbauer heute etwa so viel produzierten wie alle Länder der Welt
zusammen. «Zum Beispiel stellen wir drei Mal so viele
Flugabwehrraketen pro Jahr her wie die USA.» Daher sei der Sieg
Russlands am Ende «unausweichlich», meinte Putin. «Ich habe daran
keinen Zweifel.» Er stellte ein Gesetz in Aussicht, mit dem
Werktätige der Rüstungsbranche vom Kriegsdienst ausgenommen werden.

Nato rechnet nicht mit baldigem Kriegsende

Die Nato rechnet nicht mit einem baldigen Ende des russischen
Angriffskrieges gegen die Ukraine. «Putin bereitet sich auf einen
langen Krieg vor», sagte der stellvertretende Generalsekretär Mircea
Geoana am Mittwoch zum Auftakt einer zweitägigen Sitzung des
Militärausschusses des westlichen Verteidigungsbündnisses. Putin habe
bereits mehr als 200 000 zusätzliche Soldaten mobilisiert, steigere
die Rüstungsproduktion und besorge sich auch weitere Waffen von
autoritären Regimen wie dem Iran. «Wir müssen auf einen langen Weg
vorbereitet sein», sagte Geoana. «2023 wird ein schwieriges Jahr und
wir müssen die Ukraine solange es nötig ist unterstützen.»

Britischer Geheimdienst sieht Probleme für Ukraine bei Bachmut

Nach Einschätzung britischer Geheimdienste stellt die russische
Einnahme der ukrainischen Stadt Soledar für die Ukraine auch Probleme
bei der Versorgung der größeren Stadt Bachmut dar. Eine von zwei
Hauptversorgungsrouten gerate zunehmend unter Druck, hieß es am
Mittwoch im täglichen Kurzbericht des britischen
Verteidigungsministeriums. Die ukrainischen Streitkräfte hätten
mutmaßlich weiter im Westen eine neue Verteidigungslinie aufgebaut,
hieß es von den Briten. In den Randgebieten von Bachmut sei die
Ukraine mutmaßlich weiterhin damit beschäftigt, die Stadt gegen
kontinuierliche russische Angriffe zu verteidigen.

Debatte um Lieferung von Leopard-2-Panzer geht weiter

Die Grünen fordern vom designierten Verteidigungsminister Boris
Pistorius (SPD) eine rasche positive Entscheidung zur Lieferung von
Leopard-2-Panzern. Grünen-Fraktionsvize Agnieszka Brugger sagte dem
Medienhaus Table.Media: «Wer der Lieferung von Mardern zustimmen
kann, kann auch Leopard-Panzer liefern.» Der Chef der Münchner
Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, plädiert dafür, dass
Deutschland diese Kampfpanzer liefert. Viele Partner, so etwa
Großbritannien oder Polen, wollten selbst Kampfpanzer an die Ukraine
liefern und seien dafür, dass Deutschland dies ebenfalls tue, sagte
Heusgen am Dienstagabend dem ZDF-«heute journal update».

Auch das Europaparlament forderte Scholz auf, Lieferungen von
Leopard-Kampfpanzern an die Ukraine zu ermöglichen. Die Abgeordneten
stimmten in Straßburg einem entsprechenden Antrag der Grünen mit
großer Mehrheit zu. Wörtlich hieß es, das Europaparlament fordere
Scholz dazu auf, «ein europäisches Konsortium relevanter europäischer

Länder zu initiieren, um ohne weitere Verzögerung
Leopard-2-Kampfpanzer an die Ukraine zu liefern». Es handelte sich
bei dem Beschluss um einen rechtlich nicht bindenden Bericht.

Der ehemalige Bundeswehr-General Hans-Lothar Domröse rechnet damit,
dass die Zurückhaltung in Berlin aufgegeben wird. «Ich erwarte, dass
die Bundesregierung beim Treffen der Ukraine-Unterstützer am Freitag
in Ramstein die Zusage für die Lieferung von Leopard-Kampfpanzern
macht», sagte Domröse den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Panzer
gelten als wichtig für die Rückeroberung besetzter Gebiete. Der
Leopard 2 gilt als einer der wirkungsvollsten Kampfpanzer weltweit.

Bei einer Rede auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos ließ Scholz
unterdessen weiter offen, ob er den Weg für die Lieferung von
Leopard-2-Kampfpanzern in die Ukraine frei machen will. Er verwies
erneut darauf, dass Deutschland bereits jetzt zusammen mit
Großbritannien und nach den USA zu den größten Waffenlieferanten der

von Russland angegriffenen Ukraine zähle. «Wir werden weiter ein so
großer Unterstützer bleiben», versprach er. Deutschland werde
liefern, so lange es nötig sei. Scholz bekräftigte auch, dass er
weiter nur gemeinsam mit den Verbündeten über qualitativ neue
Schritte bei Waffenlieferungen entscheiden werde. Explizit nannte er
die USA und Frankreich. «Das ist unsere Strategie.»

Medien: USA wollen Munition aus Israel in die Ukraine verlagern

Das US-Verteidigungsministerium will einem Medienbericht zufolge in
Israel gelagerte Munition der Ukraine übergeben. Wie die «New York
Times» am Mittwoch berichtete, bereitet sich das Pentagon derzeit auf
den Waffentransfer an das von Russland angegriffene Land vor. Etwa
die Hälfte der für die Ukraine bestimmten 300 000 Artilleriegeschosse
sei demnach bereits nach Europa verschifft worden. Ein Sprecher des
israelischen Militärs bestätigte der Deutschen Presse-Agentur, dass
in Israel gelagerte Ausrüstung vor einigen Wochen auf Bitte der USA
den US-Streitkräften übergeben wurde.