Ex-Premier: Bulgarische Waffen gingen an die Ukraine

19.01.2023 15:43

Sofia (dpa) - Rüstungsgüter aus Bulgarien haben bereits lange vor dem
ersten offiziellen militärischen Hilfspaket der Regierung in Sofia an
die Ukraine über Zwischenhändler das von Russland angegriffene Land
erreicht. Nach einem Bericht der «Welt» liefen die Exporte nicht von
Regierung zu Regierung, sondern kamen über zwischengeschaltete Firmen
in Bulgarien und im Ausland zustande.

Der ehemalige Ministerpräsident Kiril Petkow bestätigte, dass
«Partner» aus Polen, Rumänien, den USA und Großbritannien «Waffen
der
bulgarischen Industrie gekauft» haben, wie bulgarische Medien
am Donnerstag berichteten. «Ja, ein Teil dieser Waffen ging an die
ukrainische Armee», sagte Petkow demnach weiter.

Das EU- und Nato-Mitgliedsland Bulgarien hat sich erst Ende 2022 für
ein erstes militärisches Hilfspaket für die Ukraine entschieden.
Damit schloss sich Sofia nach langem politischem Streit der
militärischen Unterstützung seiner Nato- und EU-Partner an. Unter
Petkows Regierung, die im Juni durch ein Misstrauensvotum gestürzt
wurde, war dies nicht möglich gewesen, da dessen damaliger
Koalitionspartner - die russlandfreundlichen Sozialisten - gegen
direkte Waffenlieferungen waren. Petkow sagte diesbezüglich: «Es muss
klar gesagt werden, dass es keinen direkten Export in die Ukraine
gegeben hat.»

Bulgariens Rüstungsfirmen stammen aus kommunistischer Zeit. Der
Ukraine können sie unter anderem die benötigte Munition bieten. Dass
es indirekte bulgarische Rüstungsexporte in die Ukraine gibt, ist in
Bulgarien ein offenes Geheimnis. Die Industrieproduktion des ärmsten
EU-Landes stieg im Mai 2022 um gut 20 Prozent im Vergleich zu Mai
2021.