Grüne Werbeversprechen: EU-Kommission plant Gesetz gegen Greenwashing

20.01.2023 04:00

Nachhaltige Kleidung, klimafreundlicher Kaffee - für Bürger ist es
oft schwer nachzuvollziehen, wie «grün» Waren wirklich sind. In der
EU könnte es bald strengere Regeln gegen falsche Versprechen geben.

Brüssel (dpa) - Unternehmen in der EU könnten künftig nachweisen
müssen, dass als klimafreundlich vermarktete Produkte es auch
tatsächlich sind. Die Europäische Kommission will ein Gesetz gegen
sogenanntes Greenwashing vorstellen, wie aus einem Entwurf
hervorgeht, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Dadurch sollen
Verbraucher besser erkennen können, ob ein Produkt tatsächlich dem
Klima und der Umwelt nicht schadet.

Hintergrund ist, dass Verbraucher der Kommission zufolge oft keine
zuverlässigen Informationen über die Nachhaltigkeit von Produkten
haben. Beim Greenwashing etwa vermarkten Firmen Produkte als
umweltfreundlich, obwohl sie es vielleicht gar nicht sind. Laut einer
Studie der EU-Kommission von 2020 waren mehr als die Hälfte der
Angaben über die Klimafreundlichkeit von Waren vage, irreführend oder
unbegründet. Gleichzeitig sei es für Unternehmen oft schwierig, den
unterschiedlichen Standards in EU-Staaten gerecht zu werden, heißt es
in dem Entwurf.

Die Kommission schlägt nun vor, dass die EU-Staaten sicherstellen
müssen, dass klimabezogenen Angaben auch begründet sind. Die
Kriterien dafür sollen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und
internationalen Standards basieren und von unabhängigen Dritten
überprüft werden.

Außerdem soll der ganze Lebenszyklus von Produkten berücksichtigt
werden - also sowohl klimaschädliche Emissionen bei der Produktion
als auch mögliche Verschmutzung bei der Nutzung. Waren, die etwa
krebserregende oder andere gefährliche Stoffe enthalten, dürften
weitgehend nicht als umwelt- oder klimafreundlich vermarktet werden.
Bürger könnten dem Entwurf zufolge Beschwerde einlegen, wenn gegen
die Regeln verstoßen wird.

«Es ist höchste Zeit, dass die Europäische Kommission Greenwashing
einen Riegel vorschiebt, um nachhaltigen Konsum zu ermöglichen»,
kommentierte die Grünen-Europaabgeordnete Anna Cavazzini den Entwurf.
Sie begrüße es, wenn wirklich jedes grüne Werbeversprechen
wissenschaftlich fundiert und von unabhängigen Dritten geprüft werde.

Die EU-Kommission will das Gesetz voraussichtlich im März gemeinsam
mit weiteren Initiativen zum Thema vorstellen. Bis dahin kann sich
der Text noch ändern. Dann müssten das EU-Parlament und die Staaten
darüber verhandeln.