Bericht: Großbritannien verfehlt Exportziele wegen Brexits

23.01.2023 09:57

London (dpa) - Wegen des Brexits wird Großbritannien einem
Zeitungsbericht zufolge seine Exportziele deutlich verfehlen. Der
Wert von Ausfuhren aus dem Vereinigten Königreich werde frühestens
2035 eine Billion Pfund (1,14 Bio Euro) betragen, berichtete der
«Guardian» am Montag unter Berufung auf Aussagen des zuständigen
Staatssekretärs Andrew Bowie. Ex-Premierminister Boris Johnson hatte
2021 angekündigt, dieses Ziel werde 2030 erreicht. Ursprünglich hatte
2012 der damalige Regierungschef David Cameron sogar 2020 als Datum
versprochen - das war aber lange vor dem Brexit-Referendum 2016.

Setze sich die aktuelle Entwicklung fort, werde der Wert der Exporte
von 739 Milliarden Pfund im vorigen Jahr auf 707 Milliarden Pfund im
kommenden Jahr sinken und bis 2027 wieder auf 725 Milliarden Pfund
steigen, zitierte der «Guardian» eine Schätzung der Aufsichtsbehörd
e
Office for Budget Responsibility.

Staatssekretär Bowie machte «externe Schocks» wie sinkende globale
Nachfrage, schwankende Wechselkurse und die hohe Inflation für die
schwachen Zahlen verantwortlich. Den Brexit erwähnte er nicht - im
Gegensatz zu Wirtschaftsvertretern. Nach Angaben der Vereinigung
Federation of Small Businesses hat einer von acht Exporteuren wegen
des Brexits zeitweise oder endgültig seine Verkäufe in die EU
eingestellt und ein weiteres Zehntel erwägt dies.

Großbritannien ist seit Januar 2021 nicht mehr Mitglied der
EU-Zollunion und des -Binnenmarkts. Die Brexit-Anhänger hatten
geltend gemacht, ein Austritt aus der EU werde es Großbritannien
erlauben, eigene Handelsabkommen zu schließen, die viel vorteilhafter
seien. Bisher ist das aber nicht gelungen. Die bisher neu
verhandelten Verträge etwa mit Australien oder Neuseeland wiegen die
schweren Einbußen im Außenhandel mit der EU nicht annähernd auf. Das

erhoffte Freihandelsabkommen mit den USA ist in weiter Ferne.