Labour-Partei lehnt britische Rückkehr in EU-Binnenmarkt ab

24.01.2023 16:33

London (dpa) - Der außenpolitische Experte der britischen
Labour-Partei, David Lammy, schließt trotz schwerer Nachteile durch
den Brexit eine Rückkehr Großbritanniens in die EU aus. Zwar sagte
der «Schatten-Außenminister» in einer Grundsatzrede, für Labour sei

Pragmatismus wichtiger als Ideologie. Zugleich betonte er, eine
politische oder wirtschaftliche Wiedervereinigung mit Brüssel komme
für die stärkste Oppositionspartei nicht in Frage. Auch unter Labour
werde Großbritannien nicht in die EU-Zollunion oder den -Binnenmarkt
zurückkehren.

Zuvor hatte bereits Parteichef Keir Starmer eine Rücknahme des
Brexits ausgeschlossen. Nach Ansicht von Kommentatoren richten sich
die Versicherungen vor allem an die Menschen in den als «Red Wall»
bezeichneten traditionellen Labour-Hochburgen im Nordwesten Englands,
wo eine Mehrheit für den Brexit gestimmt hatte. Labour liegt in
Umfragen klar vor den regierenden Konservativen von Premierminister
Rishi Sunak. Die nächste Parlamentswahl ist für 2024 geplant.

Es sei an der Zeit, die alten Diskussionen hinter sich zu lassen, die
das Land gespalten hätten, sagte Lammy. «Wir sind entschlossen, für
alle zu regieren, nicht nur für diejenigen, die eine bestimmte
Ansicht vertreten.»

Die Beziehungen zur EU müssten «normalisiert» werden, sagte Lammy. Es

sei katastrophal, dass es auch drei Jahre nach dem Brexit keine
regelmäßigen Treffen mit der EU gebe. Die Politik der konservativen
Regierung habe dazu geführt, dass Großbritannien in Europa isoliert
und die britische Wirtschaft enorm geschwächt worden sei. Labour
wolle den angerichteten Schaden reparieren. Die für 2025 vereinbarte
Überprüfung des Handelsabkommens mit der EU biete eine gute
Gelegenheit, etwa um noch immer existierende Handelsbarrieren zu
senken oder die Zusammenarbeit in der Wissenschaft zu stärken.