UN fordern Deutschland zur Fortsetzung von Afghanistan-Hilfe auf

25.01.2023 02:37

Außenministerin Baerbock droht Afghanistan wegen der Einschränkung
von Frauenrechten mit einem Stopp von Hilfslieferungen. Die Vereinten
Nationen warnen nun, dass dann Frauen und Kinder sterben könnten.

Brüssel (dpa) - Die stellvertretende UN-Generalsekretärin Amina
Mohammed hat Deutschland und die anderen EU-Staaten davor gewarnt,
wegen der frauenfeindlichen Politik der Taliban in Afghanistan
humanitäre Hilfslieferungen zu stoppen. Regierungen müssten den
Steuerzahlern erklären, warum man einem Land Geld gebe, das Frauen so
diskriminiere, sagte Mohammed der Deutschen Presse-Agentur und
anderen internationalen Medien in Brüssel. Die unangenehme Wahrheit
sei aber, dass Frauen und Kinder in Afghanistan ohne Hilfe aus dem
Ausland sterben würden.

«Es gibt Temperaturen von minus 30 Grad», sagte die
Vize-Generalsekretärin. «Und es gibt Menschen, die nicht wissen,
woher sie ihre nächste Mahlzeit bekommen.» Ziel der internationalen
Gemeinschaft müsse sein, die militant-islamistischen Taliban über
Druck in anderen Bereichen zur Rücknahme von diskriminierenden
Entscheidungen gegen Frauen oder zumindest zu mehr Ausnahmeregelungen
zu bewegen. Als Beispiel nannte sie die weitgehenden Beschäftigungs-
und Ausbildungsverbote für Frauen, die auch Tätigkeiten für
Hilfsorganisationen einschließen.

In Afghanistan sind die Taliban nach dem Abzug der internationalen
Truppen seit Sommer 2021 wieder an der Macht. In der EU wird
diskutiert, ob weiter Entwicklungshilfe geleistet werden kann.
Außenministerin Annalena Baerbock hatte am Montag bei einem
EU-Treffen eine harte deutsche Position angekündigt.

«Wenn Frauen für internationale Organisationen nicht mehr arbeiten
können, dann kommt die Hilfe nicht mehr an. Und wir können uns als
internationale Gemeinschaft nicht zum Handlanger der Taliban machen
mit Blick auf das Arbeitsverbot von Frauen», sagte die
Grünen-Politikerin. «Das bedeutet: Wo Frauen nicht mehr arbeiten
dürfen, können auch deutsche Hilfsgüter nicht mehr ankommen.» Die
Taliban nähmen die gesamte afghanische Bevölkerung «in Geiselhaft».


Die Taliban stehen international vor allem wegen einer massiven
Beschneidung von Frauenrechten massiv in der Kritik. So sind
Mädchenschulen ab der siebten Klasse in weiten Teilen des Landes
geschlossen. Der Besuch von Universitäten ist seit Dezember für
Frauen ebenfalls tabu. Im November mussten Parks und Fitnessstudios
ihre Pforten für Frauen schließen. Ende Dezember wurde Frauen
verboten, für Nichtregierungsorganisationen zu arbeiten.