Mehr als 2000 gefährliche Produkte in der EU gemeldet

13.03.2023 16:28

Die Puppe sollte das neue Lieblingsspielzeug des Kindes werden, doch
stattdessen beeinträchtigt sie dessen Gesundheit. In Deutschland und
der gesamten EU kommen immer wieder gefährliche Produkte auf den
Markt.

Brüssel (dpa) - Puppen, die Chemikalien abgeben oder Reflektoren für
Radfahrer, die die Fahrt unsicherer machen: Im vergangenen Jahr haben
europäische Länder 2117 Mal das europäische Schnellwarnsystem für
gefährliche Produkte ausgelöst. Bei den beanstandeten Artikeln
handelte es sich vor allem um Spielzeug (23 Prozent), gefolgt von
Kraftfahrzeugen (16), Kosmetikartikeln (10), Kleidung (9) und
Elektrogeräten (8), wie EU-Justizkommissar Didier Reynders am Montag
in Brüssel sagte. Etwa 430 Meldungen kamen aus Deutschland.

In dem Schnellwarnsystem für gefährliche Nichtlebensmittel tauschen
rund 30 europäische Staaten und die EU-Kommission Informationen über
Produkte aus. So können andere Länder schnell überprüfen, ob Produk
te
auch auf dem heimischen Markt kursieren, und zum Beispiel Rückrufe
einleiten. 2021 wurden ähnlich viele Fälle gemeldet wie im
vergangenen Jahr (2142).

Nach den Warnungen der Länder folgten im vergangenen Jahr 3932
Rückrufaktionen, Verkaufs- oder Importstopps. Die meisten Artikel
wurden den Angaben zufolge aufgrund erhöhter chemischer
Konzentrationen beanstandet (35 Prozent). Als Beispiele präsentierte
Reynders rosafarbenen Schleim aus der Dose und mehrere
Spielzeugpuppen, die Chemikalien wie Bor abgeben. Dadurch könnten die
Produkte das Nervensystem angreifen oder die Fruchtbarkeit
beeinträchtigen. Ebenso wurden tragbare Reflektoren für Fahrradfahrer
als gefährlich eingestuft, da diese kein Licht zurückwarfen und so zu
einer erhöhten Unfallgefahr führten.

Wie schon im Vorjahr kamen mehr als 50 Prozent der gemeldeten
Produkte aus China - insgesamt wurden mehr als 80 Prozent aus nicht
EU-Ländern importiert. Daher unterstützt die EU nach Angaben von
Reynders andere Länder bei Fragen der Produktsicherheit.

Zudem habe die EU-Kommission ein neues elektronisches
Überwachungsinstrument eingeführt, um verstärkt Online-Plattformen in

den Blick zu nehmen. Das Instrument durchsuche Internetseiten nach
schon gemeldeten Produkten und alarmiere die Inhaber der Seite sowie
die nationalen Behörden, damit die Artikel schneller vom Markt
genommen und die Verbraucher besser geschützt würden. Durch diese
Methode wurden im vergangen Jahr mehr als 7000 Seiten gefunden, die
bereits beanstandete Produkte vertrieben, sagte Reynders.

Die europäischen Verbraucherverbände Anec und Beuc sprachen davon,
dass noch immer eine beunruhigend hohe Zahl gefährlicher Produkte die
Menschen erreiche. Unterhändler der EU-Staaten und des
Europaparlaments hatten sich im November auf strengere Regeln zum
Schutz von Verbraucherinnen und Verbrauchern bei Käufen im Internet
geeinigt. Es sei wichtig, dass das Parlament diese noch in
diesem Monat formell bestätige, sagte Beuc-Generaldirektorin Monique
Goyens. «Damit erhalten die Behörden mehr Befugnisse, um unseriöse
Geschäftemacher ausfindig zu machen, indem sie beispielsweise
Online-Testkäufe durchführen.» Außerdem müsse die Kooperation der

vielen für Produktsicherheit zuständigen Behörden verbessert werden.


Nach Worten des Anec-Generaldirektors Stephen Russell kann die EU zu
Recht stolz auf ihre Sicherheitsvorschriften für Spielzeug sein, die
zu den strengsten der Welt gehörten. Dennoch würden immer noch viel
zu viele Spielzeuge auf den Markt gebracht, die nicht den
Vorschriften entsprächen oder sogar gefährlich seien.