Ifo-Chef: EZB sollte bei angekündigter Leitzinserhöhung bleiben

16.03.2023 09:20

Berlin (dpa) - Die Europäische Zentralbank sollte nach Ansicht des
Chefs des Münchener Ifo-Instituts, Clemens Fuest, bei der Straffung
der Geldpolitik bleiben. Die EZB solle am Donnerstag bei der
angekündigten Erhöhung der Leitzinsen um 0,5 Punkte bleiben, sagte
Fuest der Mediengruppe Bayern. Würde sie etwa auf 0,25 Punkte
zurückgehen, würde das zwar in Hinblick auf die kurzfristige
Finanzstabilität etwas Entlastung bringen. «Sie würde damit aber
zugleich das Signal geben, dass sie glaubt, wir hätten hier ein
größeres Problem.»

«Wir haben jetzt eine Situation, in der das Vertrauen in
Kreditinstitute erschüttert ist», sagte Fuest mit Blick auf die
jüngsten Turbulenzen in der Bankenbranche. «Viele Anleger bei Banken
fragen sich nun, bekomme ich überhaupt mein Geld zurück. Das birgt
die Gefahr eines Bank-Runs, also dass die Einleger ihre Geldhäuser
stürmen und ihr Geld massenhaft abziehen», sagte der Ifo-Chef.

Daran, dass die US-Regierung die Einlagensicherungsregeln aufgehoben
habe, indem sie das Kundengeld nach dem Kollaps der Silicon Valley
Bank über die bisherige Garantie von 250 000 Dollar hinaus
abgesichert habe, könne man erkennen, wie ernst die Lage sei. «Dieses
rasche Handeln der US-Regierung ist zwar einerseits ein positives
Signal im Sinne der Stabilisierung. Es ist aber andererseits auch ein
negatives, weil es zeigt, wie groß die Sorge ist.»