EZB erhöht Zinsen im Euroraum trotz Bank-Turbulenzen deutlich
16.03.2023 14:23
Die Europäische Zentralbank legt im Kampf gegen die hohe Inflation
erneut nach. Die Währungshüter halten an der in Aussicht gestellten
kräftigen Zinserhöhung fest - trotz der Turbulenzen im Bankensektor.
Frankfurt/Main (dpa) - Die Euro-Währungshüter stemmen sich mit der
sechsten Zinserhöhung in Folge gegen die nach wie vor hohe Teuerung
im gemeinsamen Währungsraum. Die Europäische Zentralbank (EZB) hebt
den Leitzins erneut um 0,50 Prozentpunkte auf nun 3,5 Prozent an. Das
beschloss der Rat der Notenbank am Donnerstag in Frankfurt.
Viele Volkswirte hatten damit gerechnet, dass die EZB an dem in
Aussicht gestellten kräftigen Zinsschritt festhält, trotz der
Unsicherheit im Bankensektor nach dem Kollaps mehrerer kleinerer
US-Banken und Sorgen um die Schweizer Großbank Credit Suisse. Die EZB
betonte: «Der Bankensektor des Euroraums ist widerstandsfähig:
Kapital- und Liquiditätspositionen sind solide.»
Die Notenbank strebt für den Euroraum mittelfristig Preisstabilität
bei einer Teuerungsrate von zwei Prozent an. Diese Zielmarke ist seit
Monaten weit entfernt. Zwar hat sich die Inflation im gemeinsamen in
den vergangenen Monaten tendenziell abgeschwächt, zuletzt aber nur
langsam. Im Februar lag die Inflationsrate im gemeinsamen
Währungsraum nach einer Schätzung der europäischen Statistikbehörde
Eurostat bei 8,5 Prozent nach 8,6 Prozent im Januar. Vor allem hohe
Energie- und Lebensmittelpreise heizen die Inflation an.
Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen
und Verbrauchern, sie können sich für einen Euro weniger leisten.
Steigende Zinsen können hohen Teuerungsraten entgegenwirken, weil
sich Kredite verteuern und das die Nachfrage bremst. Stark steigende
Zinsen können allerdings Banken unter Druck setzen, wie sich jüngst
am Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) in den USA zeigte.
Experten halten eine weltweite Finanzkrise wie nach dem Zusammenbruch
der Lehman-Bank vor rund 15 Jahren aktuell aber für unwahrscheinlich.
Bundesfinanzminister Christian Lindner betonte, das deutsche
Kreditwesen - private Banken, Sparkassen, genossenschaftliche
Institute - sei stabil. «Und dafür sorgen wir auch weiter», sagte er
am Mittwochabend in der ARD-Sendung «Maischberger».
Der sogenannte Einlagensatz, den Kreditinstitute erhalten, wenn sie
Geld bei der EZB parken, steigt nach der Entscheidung des EZB-Rates
vom Donnerstag auf 3,00 Prozent. Seit der Kursänderung der EZB im
Juli profitieren Sparer von steigenden Zinsen für Tages- und
Festgeld. Allerdings mindert die hohe Inflation die Erträge.