Verbot von Grundschleppnetzen - Ministerin unterstützt Küstenfischer

16.03.2023 16:50

Wegen eines geplanten Verbots der Fischerei mit bodenberührenden
Netzen fürchten Fischer an der Nordseeküste das Aus ihrer Betriebe.
Niedersachsens Fischereiministerin Staudte sagt nun Unterstützung zu.

Neuharlingersiel (dpa) - In der Diskussion um das geplante Verbot der
Grundschleppnetzfischerei in Meeresschutzgebieten hat Niedersachsens
Fischereiministerin Miriam Staudte den Fischern an der Nordseeküste
Unterstützung zugesagt. Ein pauschales Verbot der Fischerei mit
bodenberührenden Netzen, wie es ein Aktionsplan der EU-Kommission
vorsieht, sei keine Lösung, sagte die Grünen-Politikerin am
Donnerstag nach Gesprächen mit Fischerei-Vertretern im ostfriesischen
Neuharlingersiel. «Ich habe den Eindruck, das ist ein bisschen ein
Schnellschuss gewesen», sagte Staudte mit Blick auf den Plan.

Dem Plan der EU-Kommission zufolge soll die Fischerei mit
Grundschleppnetzen - also Netzen, die den Meeresgrund berühren - in
Schutzgebieten schrittweise bis 2030 unzulässig werden. Wenn es so
käme, blieben aus Sicht der Fischer kaum noch Gebiete vor den Küsten,
in denen etwa die traditionelle Krabbenfischerei betrieben werden
könnte. Fischen mit Grundschleppnetzen steht in der Kritik, weil der
Meeresboden durch das Fanggerät erheblich beschädigt werden kann.

Anlässlich des Treffens hatten sich vor dem Tagungsort rund 100
Fischer und teils auch ihre Familien mit schwarzen Holzkreuzen und
Protestbannern versammelt. Staudte sagte, dass es angesichts des
Aktionsplanes auch im Bundeslandwirtschaftsministerium eine «ganz
große Skepsis» gebe und verwies auf entsprechende Gespräche mit der
Staatssekretärin in Berlin, Silvia Bender. «Insofern bin ich auch
guter Dinge, dass sich da noch was dran drehen wird», sagte Staudte.

Die Politikerin betonte aber auch, dass nachhaltige Fangmethoden und
die Forschung dazu weiter gefördert werden sollte. «Es ist wichtig,
dass wir noch mehr machen für Nachhaltigkeit in der Fischerei.» Ihre
Erkenntnisse aus dem Austausch mit den Fischern will die Ministerin
auch bei der Agrarministerkonferenz kommende Woche (22. bis 24. März)
in Büsum vorbringen. Viele Fischer wollen dort demonstrieren.

Die Zusagen der Fischereiministerin wurden von den ostfriesischen
Fischern verhalten positiv aufgenommen. «Es war sehr wichtig, dass
Frau Staudte da war», sagte Gerold Conradi, zweiter Vorsitzender des
Landesfischereiverbandes Weser-Ems. Die Fischer hätten der Ministerin
im direkten Gespräch die Fangmethode und ihre Existenzsorgen erklären
können. Der Fischer Nils Sander aus Neßmersiel machte deutlich, dass
ein Aus für die Fischerei weitreichende Folgen hätte, auch für den
Tourismus und die Gastronomie an der Küste, besonders aber für die
vielen Familien hinter den Fischereibetrieben. «Seitdem wir wissen,
was mit uns geplant ist, geht die nackte Angst um», sagte Sander.

Der Oppositionsführer im niedersächsischen Landtag, Sebastian Lechner
(CDU), forderte Niedersachsens Fischereiministerin zum Handeln auf.
«Ministerin Staudte muss endlich handeln und sich vor unsere Fischer
und ihre Familien stellen», sagte Lechner der dpa. Die Pläne der
EU-Kommission bedrohten die Existenz der Fischer und hätten
erhebliche Auswirkungen auf den Tourismus.