Juncker sieht keinen schnellen EU-Beitritt der Ukraine

19.03.2023 04:02

Luxemburg (dpa) - Der frühere EU-Kommissionspräsident Jean-Claude
Juncker hat davor gewarnt, bei der Ukraine unrealistische Erwartungen
auf einen raschen Beitritt zur Europäischen Union zu wecken. «Ich
glaube, aus gegebenen Gründen braucht die Ukraine eine
Beitrittsperspektive, aber ich bin sehr verstimmt über die
Unvorsichtigkeit vieler auch im Westen handelnden Politiker, die der
Ukraine einen schnellen Beitritt in Aussicht stellen, das sehe ich
nicht», sagte Juncker im Podcast «Wortwechsel» der Zeitung
«Luxemburger Wort».

Es sei kein «gangbarer Weg», ein Land, das sich im Kriegszustand
befinde und sich deshalb «im Reformwillen nicht voll entfalten kann»,
einfach so und aus übergeordneten politischen Gründen in die EU
aufzunehmen, sagte Juncker. «Aber dass auf lange Sicht die Ukraine zu
der Europäischen Union stoßen wird, halte ich nach den jüngeren
Ereignissen für höchstwahrscheinlich.»

Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zeigte
sich Juncker besorgt. Er selbst habe immer den Dialog mit Russland
gesucht, genauso mit China. Auch jetzt sei er noch der Meinung, «dass
wir mit Russland und mit China Kontakte halten müssen und
Gesprächsbereitschaft signalisieren müssen.» Tatsache sei aber, dass

der russische Präsident Wladimir Putin «keinerlei Willen» für
«wirkliche Friedensgespräche» erkennen lasse, so Juncker weiter.

Zu einem Diktatfrieden in der Ukraine dürfe es nicht kommen, mahnte
Juncker. «Unrecht ist Unrecht.» Im übrigen sei Frieden nicht der
höchste Wert, den es zu verteidigen gelte, sagte Juncker. «Freiheit
ist ein höher einzustufender Wert.»