Selenskyj fordert moderne Kampfjets - Die Nacht im Überblick

24.03.2023 05:00

Kampfflugzeuge, Raketen, baldige EU-Beitrittsgespräche - der
ukrainische Staatschef hat der EU eine Wunschliste präsentiert. Im
Folgenden ein Überblick zum Geschehen in der Nacht und ein Ausblick
auf den Tag.

Kiew/Brüssel (dpa) - Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj
hat der EU für ihre bisherige Unterstützung gedankt - und zugleich
neue Wünsche unterbreitet. Einmal mehr forderte er die Staats- und
Regierungschefs der EU zur Lieferung moderner Kampfjets an sein Land
auf, ebenso wie zur Bereitstellung von Raketen mit größerer
Reichweite. Nach seinem Besuch im befreiten Cherson im Süden des
Landes berichtete er am Donnerstag, dass allmählich das Leben dorthin
zurückkehre.

Gibt es einen Grund für die Verzögerung?

Er danke Polen und der Slowakei für die Entscheidung, Kampfjets des
sowjetischen Typs MiG-29 bereitzustellen, sagte Selenskyj am
Donnerstag bei einem EU-Gipfel, zu dem er per Video zugeschaltet war.
«Dies wird die Verteidigung unseres Luftraums erheblich stärken. Aber
wir brauchen moderne Flugzeuge.»

Die Slowakei hatte am Donnerstag bekanntgegeben, der Ukraine die
ersten 4 ihrer 13 versprochenen Flugzeuge des sowjetischen Typs
MiG-29 übergeben zu haben. Zuvor hatte Polen die Lieferung von
Kampfflugzeugen desselben Typs angekündigt. Selenskyj dringt zudem
schon lange auf die Lieferung moderner Kampfflugzeuge aus dem Westen.

Selenskyj fragte die Gipfel-Teilnehmer, ob es einen rationalen Grund
für die Verzögerung bei der Bereitstellung moderner Flugzeuge gebe.
Dabei verwies er auf die russischen Drohungen vor der Lieferung des
deutschen Leopard-Kampfpanzers aus der EU. «Und was hat Russland
daraufhin getan? Wir alle müssen uns daran gewöhnen, dass ein
terroristischer Staat öfter blufft, als dass er eskalieren kann.»

Selenskyj betonte: «Zeit ist wichtig. Nicht nur Monate und Wochen,
sondern auch Tage sind wichtig. Je schneller wir gemeinsam handeln,
desto mehr Leben können wir retten.» Er verwies zugleich auf die
bisherige Unterstützung aus dem Ausland. «Dies ist ein Beweis dafür,

dass Europa seine Werte zu verteidigen weiß und den Mut hat, dem
Terror die Stirn zu bieten», sagte er.

Selenskyj: Leben kehrt in zerstörte Dörfer zurück

Nach einem Besuch in der von ukrainischen Truppen im Herbst
weitgehend zurückeroberten Region Cherson im Süden der Ukraine zog
Selenskyj ein positives Fazit. «In einigen Orten wurden mehr als 90
Prozent der Gebäude zerstört», sagte Selenskyj am Donnerstag in
seiner allabendlichen Videoansprache. «Aber selbst in solche Dörfer
kehren die Menschen zurück, und das ist ein Beweis dafür, dass das
Leben immer noch gewinnt.» Die Ukraine werde ihr Möglichstes tun, «um

unsere Territorien wieder aufzubauen».

Selbst auf den Feldern um Cherson kehre das Leben zurück. «Es ist
eine Freude zu sehen, wie die von russischen Minen und Granaten
geräumten Felder in der Region Cherson bebaut und wieder zum Leben
erweckt werden», sagte Selenskyj. Allerdings gebe es noch genügend
Felder, die vermint seien. «Es gibt noch genug Arbeit für unsere
Pioniere und Pyrotechniker.» Doch er sei zuversichtlich, betonte
Selenskyj, dass diese Gebiete von allen tödlichen
Hinterlassenschaften Russlands befreit würden. «Die ganze Ukraine
wird leben.»

In diesem Zusammenhang richtete Selenskyj einen besonderen Dank an
Finnland. Die Regierung in Helsinki hatte am Donnerstag beschlossen,
der Ukraine drei Leopard-Minenräumpanzer zu übergeben.

Kiew: Russen starten «Säuberungsaktion» im Gebiet Cherson

Russische Truppen und Sicherheitsdienste begannen nach Erkenntnissen
des ukrainischen Generalstabs mit sogenannten Säuberungsaktionen
unter der Bevölkerung des von ihnen kontrollierten Dnipro-Ufers in
der südukrainischen Region Cherson. Dort habe in verschiedenen
Siedlungen die Suche nach Bürgern mit pro-ukrainischer Einstellung,
Militärrentnern und Mitarbeitern ukrainischer
Strafverfolgungsbehörden eingesetzt, teilte der Generalstab in Kiew
am Donnerstag in seinem täglichen Lagebericht auf Facebook mit.

In der Siedlung Nowa Kachowka dagegen sei eine großangelegte Razzia
erfolgt. Dabei seien bei der Zivilbevölkerung große Mengen an
Haushaltsgeräten, Schmuck und Mobiltelefonen «konfisziert» worden.
Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Bei einer ukrainischen Offensive im Herbst hatten sich die russischen
Militärs bei Cherson vom Westufer des Dnipro zurückgezogen. Seitdem
haben russische Truppen ihre Verteidigungslinien am Südufer des
Stroms massiv ausgebaut.

Russischer Raketenangriff auf Odessa

Die russische Luftwaffe beschoss am Donnerstagabend die
südukrainische Hafenstadt Odessa mit mehreren Raketen. Nach ersten
Berichten des ukrainischen Militärs wurden zwei Raketen von der
Flugabwehr abgefangen. Weitere Angaben lagen zunächst nicht vor.
Bereits am Vortag war Odessa mit mehreren Raketen angegriffen worden.

Was am Freitag wichtig wird

Auch am Freitag sind neue Gefechte um die seit Monaten schwer
umkämpfte Stadt Bachmut im Osten der Ukraine zu erwarten. Ukrainische
Militärs wollen ein Nachlassen der russischen Kampfkraft erkannt
haben.