Kiew meldet Erfolge bei Bachmut - Neue Russische Raketenangriffe

18.05.2023 15:18

Ukrainische Truppen haben die russischen Einheiten an den Flanken um
Bachmut weiteren zurückgedrängt, sagt Kiew. Bei russischen Angriffen
gab es unterdessen mindestens einen Toten. Die G7 nehmen sich ein
wertvolles russisches Exportgut vor.

Kiew/Peking/Hiroshima (dpa) - Bei der seit Monaten umkämpften Stadt
Bachmut haben die ukrainischen Truppen nach eigenen Angaben weitere
Geländegewinne erzielt. «Es gelang innerhalb eines Tages zwischen 150
und 1700 Metern voran zu kommen», sagte der Sprecher der Armeegruppe
Ost, Serhij Tscherewatyj, am Donnerstag im ukrainischen Fernsehen.
Dies sei trotz der russischen Überlegenheit an Soldaten, Munition und
Technik gelungen. Konkretere Ortsangaben machte er nicht. Das
russische Militär griff in der Nacht erneut ukrainische Städte mit
Drohnen und Raketen an. Die G7 will unterdessen bei ihrem Gipfel in
Hiroshima den Export russischer Diamanten einschränken.

Nach Angaben der Sprecherin der ukrainischen Heeresgruppe Süd,
Natalja Humenjuk, wurden die meisten der auf die Hafenstadt Odessa am
Schwarzen Meer zielenden russischen Raketen noch über dem Meer
abgefangen. «Es gibt aber leider auch Treffer.» Ein Mensch sei
getötet, zwei weitere verletzt worden. Auch über Kiew war die
Flugabwehr im Einsatz.

Neunter Raketenangriff auf Kiew seit Anfang des Monats

Nach Angaben des Chefs der Kiewer Militärverwaltung, Serhij Popko,
wurden dort alle Luftziele von der Flugabwehr abgeschossen. Es sei
der neunte Luftangriff seit Anfang Mai. «Dieses Mal wurde die Attacke
von strategischen Bombern der Typen Tu-95MS und Tu-160 aus der Region
des Kaspischen Meeres mit Marschflugkörpern des Typs Ch-101/555
durchgeführt», schrieb Popko auf dem Telegram-Kanal der Kiewer
Militärverwaltung. In zwei Stadtbezirken seien Raketentrümmer
herabgefallen. In einem Garagenkomplex brach ein Brand aus. Tote und
Verletzte habe es aber nicht gegeben.

Kiew ist in den vergangenen Tagen mehrfach massiv mit Raketen und
Drohnen angegriffen worden. Russischen Angaben zufolge wurde dabei
auch ein von den USA geliefertes Flugabwehrsystem Patriot zerstört.
In Washington wurde lediglich bestätigt, dass das System «leicht
beschädigt» wurde.

Söldner-Chef Prigoschin bestätigt ukrainischen Vormarsch

Der Chef der russischen Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin,
bestätigte den ukrainischen Vorstoß bei Bachmut. Nördlich der Stadt
seien ukrainische Einheiten knapp 600 Meter vorgestoßen. «Gebt die
Siedlung Sacco und Vanzetti nicht auf», wandte sich der 61-Jährige an
die russische Armeeführung. Prigoschin warnt seit Wochen, dass die
ukrainische Armee an den Flanken der Gruppierung im weitgehend von
den Russen eroberten Bachmut vorstoßen könnte.

G7 wollen Export russischer Diamanten einschränken

Die Gruppe der führenden demokratischen Industrienationen will den
milliardenschweren Export von Rohdiamanten aus Russland einschränken.
Eine entsprechende Erklärung soll beim G7-Gipfel im japanischen
Hiroshima beschlossen werden, wie mehrere Diplomaten der Deutschen
Presse-Agentur sagten. Russlands Krieg gegen die Ukraine gehört zu
den Hauptthemen des dreitägigen Treffens, das am Freitag beginnt.

Einem Medienbericht zufolge könnte überraschend auch der ukrainische
Präsident Wolodymyr Selenskyj nach Japan reisen. Ein Treffen vor Ort
mit den Staats- und Regierungschefs der sieben demokratischen
Wirtschaftsmächte hänge von der militärischen Lage ab, zitierte die
japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Donnerstag Ihor Schowkwa, der
für Außenpolitik zuständige Vizechef im Präsidentenbüro.

Chinas Sondergesandter wirbt in Kiew für Friedenslösung

China will sich nach eigenen Angaben für die «Wiederherstellung des
Friedens» zwischen der Ukraine und Russland einsetzen. Das sagte der
chinesische Sondergesandte Li Hui bei einem Besuch in der Ukraine,
wie das chinesische Außenministerium in Peking mitteilte. Li Hui habe
bei seinem Aufenthalt am Dienstag und Mittwoch mit Präsident
Wolodymyr Selenskyj über eine «politische Lösung» beraten. Es war d
as
erste Mal seit Kriegsbeginn, dass China einen hochrangigen Diplomaten
in die Ukraine schickte. Die Ukraine bekräftigte, Voraussetzung für
Verhandlungen sei der Abzug aller russischen Soldaten von ihrem
Gebiet. Li Hui wird nach Angaben aus Peking auch Russland, Polen,
Deutschland und Frankreich besuchen, um über eine politische Lösung
des Konflikts zu sprechen.

Seit Beginn des Kriegs betont die Führung in Peking immer wieder,
sich für Verhandlungen einzusetzen. Jedoch gibt China dem russischen
Präsidenten Wladimir Putin insgesamt Rückendeckung, was dem Land viel
internationale Kritik einbringt.

Moskau erwartet Besuch afrikanischer Vermittler im Ukraine-Krieg

Der Kreml hat den geplanten Besuch von Südafrikas Präsident Cyril
Ramaphosa im Zuge einer afrikanischen Friedensinitiative für die
Ukraine bestätigt. «Tatsächlich entsendet eine Gruppe von Staaten
eine Delegation, die unter anderem auch in Moskau sein wird», sagte
Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag der Nachrichtenagentur
Interfax zufolge. Das genaue Datum des Besuchs werde noch abgestimmt.
Präsident Wladimir Putin werde sich aber noch vor dem
Afrika-Russland-Gipfel am 27./28. Juli mit der Delegation treffen.
Neben Moskau wird Ramaphosa auch Kiew einen Besuch abstatten.

Wieder russischer Güterzug entgleist - Sabotage vermutet

Auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim entgleiste am
Donnerstagmorgen ein Güterzug. Die Krim-Eisenbahn nannte «Einmischung
Außenstehender» als Unfallursache. «Verletzte gibt es nicht. Eine
Gefahr für die Umwelt besteht nicht», hieß es auf dem Telegram-Kanal

der Bahn. Nach Angaben des Vertreters der russischen Besatzungsmacht
auf der ukrainischen Halbinsel, Sergej Aksjonow, kippten mehrere mit
Getreide beladene Waggons um. Medien berichteten unter Berufung auf
Augenzeugen von einer Explosion, die dem Unfall vorangegangen sei.
Auch in Russland waren in Grenznähe zur Ukraine wiederholt Güterzüge

durch Sabotage zum Entgleisen gebracht worden. Anschläge auf
russische Züge und damit auf den Nachschub könnten der Vorbereitung
der seit langem erwarteten ukrainischen Gegenoffensive dienen.