Russischer Diamantenhandel: EU-Ratspräsident bestätigt Sanktionspläne

19.05.2023 05:28

Hiroshima (dpa) - EU-Ratspräsident Charles Michel hat Pläne für
Sanktionen gegen Russlands Diamantenwirtschaft bestätigt. «Wir werden
den Handel mit russischen Diamanten einschränken», sagte der Belgier
am Freitagvormittag (Ortszeit) in einer Pressekonferenz am Rande
G7-Gipfels der führenden demokratischen Industrienationen in Japan.
In Anspielung auf den James Bond-Film «Diamonds Are Forever» fügte er

hinzu: «Russische Diamanten sind nicht für immer.»

Diplomaten hatten bereits am Vortag berichtet, dass die G7-Gruppe den
milliardenschweren Export von Rohdiamanten aus Russland einschränken
will. Eine entsprechende Erklärung soll bei dem Gipfel im japanischen
Hiroshima beschlossen werden. Die Maßnahme ist eine weitere Reaktion
auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Nach Angaben aus G7-Kreisen geht es darum, die Einnahmen aus dem
Verkauf von Rohdiamanten durch koordinierte Maßnahmen zu reduzieren.
Dazu soll sichergestellt werden, dass über Länder wie Indien und die
Vereinigten Arabischen Emirate gehandelte Edelsteine auch nach ihrem
Weiterverkauf noch als russische Diamanten erkennbar sind. In der EU
sei der Handel mit russischen Diamanten schon jetzt durch freiwillige
Selbstverpflichtungen um etwa 80 Prozent zurückgegangen, hieß es.

Michel sagte am Freitag, wichtig sei es, an einem effizienten
Nachverfolgungssystem zu arbeiten. Die Herausforderung sei es
sicherzustellen, dass die Sanktionen schmerzhaft für Russland und
nicht für einen selbst seien.

Russland gilt als weltweit größter Produzent von Rohdiamanten. Der
Handel mit den Edelsteinen ist für das Land ein wichtiger
Wirtschaftszweig und eine nennenswerte Einkommensquelle. 2021, im
letzten Jahr, in dem der staatliche Diamantenförderer Alrosa seine
Zahlen offenlegte, erzielte das Unternehmen 332 Milliarden Rubel
(rund 4 Milliarden Euro) Einnahmen.

Bislang hat die EU den Handel allerdings nicht eingeschränkt. Als ein
Grund galt bislang unter anderem Widerstand aus Belgien. Die
flämische Hafenstadt Antwerpen gilt seit dem 16. Jahrhundert als
Diamantenzentrum der Welt.

Auf die Frage, ob Belgien signalisiert habe, dass sie einem
Importverbot zustimmen würde, gab Michel am Freitag keine Antwort.
«Ich will nicht im Namen der belgischen Regierung sprechen», sagte
er.