EU-Diplomat bei G7-Gipfel: «Keine Naivität» mehr im Umgang mit China

20.05.2023 04:35

Hiroshima (dpa) - Unter den großen demokratischen Industrienationen
(G7) zeigt sich aus europäischer Sicht ein neuer Realismus im Umgang
mit China. «Es gibt keine Naivität», sagte ein EU-Diplomat am Samstag

am Rande des G7-Gipfels im japanischen Hirohima. Bei der
Unterstützung der Entwicklung in China in den vergangenen zwei
Jahrzehnten hätte es mehr Vorsicht bei kritischen Lieferketten geben
müssen.

Die G7-Staaten hätten ein Interesse an einer stabilen und
konstruktiven Beziehung zu China, aber die chinesische Führung müsse
bei globalen Herausforderungen eingebunden werden und sich auch
einbinden lassen, sagte der Beamte. Im Handel und bei Investitionen
müsse es ein ausgewogenes Verhältnis geben, was heute nicht immer der
Fall sei. «China muss sich an die Regeln halten.»

Die G7-Staaten müssten die Risiken im Umgang mit China verringern und
die Lieferketten diversifizieren. Auch forderten sie in China faire
Wettbewerbsbedingungen, sagte der EU-Beamte. Er begrüßte, dass die
USA nun auch eher auf Prinzip Risikominimierung statt auf Abkopplung
zu setzen scheinen. Bei den Plänen für die Prüfung von Investitionen

im Ausland, die auch auf China abzielen, gehe es darum, auf kritische
Technologie zu achten und Schlupflöcher zu erkennen.

Nach den Worten des US-Sicherheitsberaters Jake Sullivan wird die am
Samstag erwartete Erklärung der G7 zum Umgang mit China die
Geschlossenheit der Gruppe zeigen, aber auch feststellen, dass jedes
Land sein eigenes Verhältnis zur Volksrepublik pflege.

Die G7-Staaten wollten mit China in Angelegenheiten von
beiderseitigem Interesse zusammenarbeiten, aber auch ihre
«erheblichen Bedenken gegenüber China» ansprechen, sagte Sullivan.
«Wir wollen das Risiko verringern, uns nicht abkoppeln.» Er nannte
die Erklärung «nicht feindlich»: «Sie ist nur direkt und freimüti
g.»