Umfrage: Lichtblick im Handel mit Großbritannien, aber Brexit-Spuren

22.05.2023 05:00

Seit 1. Januar 2021 ist Großbritannien nicht mehr Mitglied von
EU-Zollunion und Binnenmarkt. Der Außenhandel mit Deutschland ist
seither stark zurückgegangen. Eine Umfrage macht nun etwas Hoffnung
auf bessere Geschäfte.

London (dpa) - Erstmals seit dem Brexit gibt es einen Lichtblick im
deutsch-britischen Außenhandel. Ein Drittel aller Unternehmen erwarte
2023 Umsatzsteigerungen in Großbritannien, ergab eine Umfrage der
Prüfgesellschaft KPMG und der britischen Handelskammer in Deutschland
(BCCG), die der Deutschen Presse-Agentur in London vorlag. Für den
mittelfristigen Blick über die kommenden fünf Jahre sind sogar knapp
die Hälfte (48 Prozent) optimistisch. KPMG und BCCG sprachen von
einer Trendwende.

Allerdings hinterlässt der Brexit weiter Spuren: Selbst drei Jahre
später beklagt gut die Hälfte (51 Prozent) der Unternehmen eine
schlechtere Wirtschaftslage, nur 14 Prozent sehen eine Verbesserung.
Zwar planen mehr als doppelt so viele Unternehmen wie noch 2021
kleinere Investitionen von bis zu fünf Millionen Euro in den
kommenden drei Jahren in Großbritannien. Hohe Investitionen von mehr
als 250 Millionen Euro hat aber keine der befragten Firmen vor.

«Als einziges der G20-Länder hat Großbritannien im vergangenen Jahr
das Vor-Corona-Niveau des Bruttosozialprodukts nicht erreicht», sagte
KPMG-Bereichsvorstand Andreas Glunz. «Ursache sind die Bremswirkungen
des Brexits.»

Seit dem 1. Januar 2021 ist Großbritannien nicht mehr Mitglied der
EU-Zollunion und des Binnenmarkts. Seitdem ist der deutsch-britische
Handel enorm gesunken: Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg fiel das
Vereinigte Königreich im vergangenen Jahr aus den Top Ten der
deutschen Außenhandelspartner.

Zwar sorgt ein in letzter Minute vereinbarter Vertrag weiterhin für
weitgehend zollfreien Handel. Dennoch sind Handelshemmnisse
entstanden. Darüber klagen auch die Befragten. So ist für mehr als
jedes vierte Unternehmen der erhöhte Verwaltungsaufwand die
Hauptbelastung. Auch gestiegene Logistikkosten und Zölle bereiten
weiterhin Sorgen. Zugleich hieß es, dass die zentralen
Herausforderungen im Vergleich zum Vorjahr als weniger belastend
wahrgenommen würden.

An der Umfrage zum «German-British Business Outlook», beteiligten
sich 136 Unternehmen. Tendenzen lassen sich dennoch erkennen.

Die Umfrage ergab auch Bereiche, in denen Großbritannien gut
abschneidet. So bezeichnete rund ein Viertel der Befragten das
Vereinigte Königreich als geschäftsfreundlicher und weniger reguliert
als Deutschland. Größte Geschäftschance ist demnach der wachsende
Absatzmarkt.

«Großbritannien bleibt für die deutsche Wirtschaft ein wichtiger
Wirtschaftspartner vor der eigenen Haustür», sagte
KPMG-Bereichsvorstand Glunz. «Das ist gerade in Zeiten zunehmender
geopolitischer Spannungen entscheidend. Mittelfristig glaubt die
Wirtschaft an eine Verbesserung der Wirtschaftslage in Großbritannien
und hofft auf eine Wiederannäherung an die EU.»