Hüterin des Euro: Festakt zu 25 Jahren EZB

24.05.2023 06:15

Ihre wichtigste Aufgabe ist ein stabiler Euro. Doch der Kampf gegen
die hohe Inflation wie aktuell war in 25 Jahren nicht die einzige
Herausforderung für die Europäische Zentralbank.

Frankfurt/Main (dpa) - Finanzkrise, Schuldenkrise, Corona-Krise: In
den 25 Jahren ihres Bestehens war die Europäische Zentralbank (EZB)
oft gefordert. Aktuell hält die hartnäckig hohe Inflation die Hüter
des Euro in Atem. An diesem Mittwoch (18.00 Uhr) blicken führende
Politiker bei einem Festakt in Frankfurt auf die Arbeit der politisch
unabhängigen Notenbank zurück. Erwartet werden dazu in den
Räumlichkeiten der EZB unter anderen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD),
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die Präsidentin des
EU-Parlaments, Roberta Metsola, und EU-Ratspräsident Charles Michel.

Ihre Arbeit nahm die EZB am 1. Juni 1998 auf. Am 1. Januar 1999
begann dann für 11 der damals 15 Mitgliedstaaten der Europäischen
Union das Euro-Zeitalter: Die europäische Gemeinschaftswährung wurde
zunächst elektronisch als Verrechnungswährung genutzt neben D-Mark,
Lira, Schilling und Co. Am 1. Januar 2002 verschwanden diese
nationalen Währungen, der Euro wurde in Schein und Münze in Umlauf
gebracht. Heute ist die Gemeinschaftswährung für mehr als 346
Millionen Menschen in 20 EU-Staaten offizielles Zahlungsmittel.

«Unsere wichtigste Aufgabe ist es, Preisstabilität zu gewährleisten.

Dies tun wir, indem wir dafür sorgen, dass die Inflation niedrig,
stabil und vorhersehbar bleibt», schreibt die EZB über sich selbst.
Der ehemalige EZB-Präsident Jean-Claude Trichet pflegte es auf den
Nenner zu bringen: «Wir haben nur eine Nadel im Kompass. Wir müssen
Preisstabilität garantieren.» Erreicht sieht die Zentralbank ihr Ziel
stabiler Preise nach jüngster Definition mittelfristig bei einer
Teuerungsrate von zwei Prozent im Euroraum.

Weil diese Marke seit Monaten meilenweit entfernt ist, steuern die
Währungshüter seit Sommer 2022 mit einer Serie von Zinserhöhungen
gegen. Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremsen und
hohen Teuerungsraten entgegenwirken kann. In der Regel alle sechs
Wochen entscheidet der EZB-Rat, wie es mit den Leitzinsen im Euroraum
weitergeht. Dabei sitzen Vertreter der nationalen Notenbanken - unter
anderen Bundesbank-Präsident Joachim Nagel - mit am Tisch.

Verlässlich sollen auch die Euro-Scheine sein und bleiben, daher
tüfteln Experten der EZB und der nationalen Zentralbanken laufend
daran, wie die gemeinsamen Banknoten noch sicherer gemacht werden
können, damit Geldfälscher weniger Erfolg haben.

Die Finanzkrise 2007/2008 brachte der EZB eine weitere gewichtige
Aufgabe ein: Seit November 2014 überwacht die Notenbank die größten
Banken im Euroraum direkt. Einheitliche Regeln sollen das
Bankensystem in Europa robuster machen. Die jüngste Liste der von der
EZB-Aufsicht erfassten Banken umfasst 110 Institute, die für gut 80
Prozent des Marktes in diesen Ländern stehen.

Drei Präsidenten hatte die EZB seit ihrer Gründung: den Niederländer

Wim Duisenberg (1. Juni 1998 - 31. Oktober 2003), den Franzosen
Jean-Claude Trichet (1. November 2003 - 31. Oktober 2011) und den
Italiener Mario Draghi (1. November 2011 - 31. Oktober 2019). Seit
dem 1. November 2019 steht erstmals eine Frau an der Spitze der
Notenbank: die Französin Christine Lagarde.