EU-Kommission will Gentechnik-Regeln für Lebensmittel lockern

05.07.2023 12:51

Brüssel (dpa) - Viele gentechnisch veränderte Lebens-
und Futtermittel sollen in der EU künftig einfacher erforscht und
ohne spezielle Kennzeichnung verkauft werden können. Die
EU-Kommission schlug am Mittwoch in Brüssel vor, entsprechende
Züchtungen von den strengen Gentechnik-Regeln auszunehmen, wenn die
neuen Pflanzen auch durch herkömmliche Züchtungsmethoden hätten
entstehen können. Für sie gelten aber weiterhin dieselben
Sicherheitsvorgaben wie für Züchtungen, die etwa durch Kreuzung und
Auslese entstanden sind.

Durch den sicheren Einsatz der neuen Gentechnikverfahren hätten
Landwirte Zugang zu widerstandsfähigeren Pflanzen, die etwa weniger
Pestizide benötigten, sagte EU-Kommissionsvize Frans Timmermans.
Zudem erhoffen sich die Befürworter von lockereren Regeln schnellere
Ergebnisse bei der Zucht von Pflanzen, die etwa mehr Nährstoffe haben
oder besser mit Trockenheit zurechtkommen. Zahlreiche Forschende und
führende wissenschaftliche Organisationen drängen auf
eine Deregulierung und sehen darin kein erhöhtes Risiko für Menschen

und Umwelt.

Kritiker befürchten hingegen, dass Großkonzerne etwa über Patente
noch mehr Einfluss auf unsere Lebensmittel bekommen und die
Biolandwirtschaft leiden könnte. Die neuen Gentechnikverfahren sollen
bei Öko-Lebensmitteln nicht eingesetzt werden dürfen. Um eine
Koexistenz sicherzustellen, sollen die EU-Länder laut Kommission
Maßnahmen beschließen, beispielsweise Abstand zwischen Feldern. Bevor
die Vorschläge Realität werden können, müssen die EU-Staaten und
das
Europaparlament noch einen Kompromiss aushandeln.