Zehnte Zinserhöhung in Folge: EZB hebt Leitzins auf 4,5 Prozent

14.09.2023 14:17

Die Euro-Währungshüter lassen sich von der aktuellen
Konjunkturschwäche nicht bremsen. Sie legen im Kampf gegen die
hartnäckig hohe Inflation erneut nach.

Frankfurt/Main (dpa) - Die schwächelnde Konjunktur unterbricht die
Serie von Zinserhöhungen im Euroraum vorerst nicht: Die Europäische
Zentralbank (EZB) hebt den Leitzins um weitere 0,25 Prozentpunkte auf
4,5 Prozent an. Der EZB-Rat beschloss damit am Donnerstag in
Frankfurt die zehnte Zinserhöhung in Folge seit Juli 2022.

Mit den höheren Zinsen versucht die Notenbank, die hartnäckig hohe
Inflation in den Griff zu bekommen. Höhere Zinsen verteuern Kredite.
Das kann die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsraten
entgegenwirken. Weil teurere Kredite zugleich eine Last für die
Wirtschaft sind, waren zuletzt Forderungen nach einer Zinspause
lauter geworden.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte nach der vorherigen Sitzung
des EZB-Rates Ende Juli für die September-Sitzung sowohl eine weitere
Zinserhöhung als auch eine Unterbrechung der beispiellosen Serie von
Anhebungen nicht ausgeschlossen. Lediglich einer Zinssenkung erteilte
die Französin bereits damals eine Absage.

Mittelfristig strebt die EZB für den Euroraum eine Inflationsrate von
2,0 Prozent an. Bei diesem Niveau sehen die Währungshüter
Preisstabilität gewahrt. Doch von dieser Zielmarke ist die Teuerung
nach wie vor weit entfernt. Im August schwächte sich der Anstieg der
Verbraucherpreise im Währungsraum der 20 Länder nicht weiter ab. Die
jährliche Inflationsrate verharrte einer erste Schätzung des
Statistikamtes Eurostat zufolge bei 5,3 Prozent. Im vergangenen Jahr
war die Inflation infolge des Ukraine-Kriegs, in dessen Folge die
Preise für Energie und Nahrungsmittel in die Höhe schnellten,
zeitweise zweistellig gewesen.

Höhere Inflationsraten zehren an der Kaufkraft von Verbraucherinnen
und Verbrauchern, die Menschen können sich für ihr Geld weniger
leisten. Das bremst den privaten Konsum, der eine wichtige Stütze der
Konjunktur ist.

Die jüngsten Daten zeigten, «wie hartnäckig das Biest Inflation» se
i,
sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel kürzlich dem «Handelsblatt
».
«Wir sind zwar ein gutes Stück bei der Inflationsbekämpfung
vorangekommen. Unseren Zielwert für die Inflation haben wir aber
längst noch nicht erreicht.»

Immerhin gab es in den jüngsten Inflationsdaten einen
Hoffnungsschimmer: Die Kernteuerung im Euroraum - das ist die Rate
ohne schwankungsanfällige Preise für Güter wie Energie und
Lebensmittel - ging von 5,5 Prozent im Juli auf 5,3 Prozent im August
zurück.