Hamburger CDU will mit von Kerssenbrock zurück ins EU-Parlament
15.09.2023 12:53
Ihr Vorgänger als Spitzenkandidat der Hamburger CDU für die
Europawahl scheiterte zwei Mal. Nun will Freya Gräfin von
Kerssenbrock Hamburg in Brüssel wieder ein Stimme geben - zumnindest
nach dem Willen von Landeschef Dennis Thering.
Hamburg (dpa/lno) - Freya Gräfin von Kerssenbrock soll die Hamburger
CDU im kommenden Jahr zurück ins Europaparlament bringen. Er werde
die 36 Jahre alte Verwaltungsrichterin und Schriftstellerin dem
Landesvorstand als Spitzenkandidatin vorschlagen, sagte Landeschef
Dennis Thering am Freitag. «Hamburg braucht als Industrie- und
Hafenstandort endlich wieder eine starke Stimme in Europa.»
Die Mutter zweier Kinder solle an der Spitze einer Landesliste von
zwei Frauen und zwei Männern stehen. Wen er sich für die anderen drei
Plätze wünsche, wollte Thering noch nicht sagen. Er gehe aber davon
aus, dass der Landesvorstand seinem Vorschlag zur Spitzenkandidatur
mit breiter Mehrheit folgen wird.
Von Kerssenbrock - die unter dem Namen Freya von Korff auch mehrere
Romane veröffentlicht hat - bezeichnete sich als überzeugte
Europäerin. Obwohl sie in den USA zur Schule gegangen sei, liege ihr
Fokus auf Europa. «Die Gemeinsamkeiten zu den anderen Europäern sind
noch einmal ungleich mehr», sagte sie.
Die Europäische Union befinde sich jedoch in einer Bedrohungslage -
von außen und von innen. In den Mitgliedsstaaten sehe man, «dass
rechte, dass nationalistische, dass faschistische Kräfte immer mehr
Zulauf bekommen.»
Im Falle einer Wahl wolle sie die Hamburger Belange auch in der
Handelspolitik vertreten. «Das ist natürlich der Hafen, der
Bedingungen braucht zum Atmen», sagte von Kerssenbrock. Auch müssten
durch Künstliche Intelligenz (KI) entstehende Chancen besser genutzt
werden. Insgesamt müssten die EU-Regeln aber vereinfacht werden. Sie
sehe in ihrer täglichen Arbeit als Verwaltungsrichterin, dass die EU
«unter Bürokratie begraben» werde. Als weiteren wichtigen Punkt
nannte die gebürtige Hamburgerin den Einsatz für ein europäisches
Asylsystem. «Migration ist ein Thema, das können wir nur europäisch
beantworten.»
Sie sei geeignet, diese Aufgabe für die Hamburger CDU zu übernehmen.
«Ich glaube, ich bringe die fachliche, persönliche und sprachliche
Kompetenz mit», sagte von Kerssenbrock. «Auch ganz wichtig: Ich habe
einen Dackel.»
Nach dem Landesvorstand muss im November auch noch eine
Delegiertenkonferenz der Hamburger CDU über die Kandidatenliste
entscheiden. Die Europawahl findet im Juni 2024 satt. Bei der Wahl
2019 hatte der damalige CDU-Spitzenkandidat Roland Heintze das Ticket
nach Brüssel zum zweiten Mal nicht lösen können.