Britischer Oppositionschef will Brexit-Handelsabkommen nachverhandeln

18.09.2023 14:07

London (dpa) - Großbritanniens Oppositionsführer Keir Starmer will
das Brexit-Handelsabkommen zwischen London und Brüssel
nachverhandeln. Das sagte der Labour-Politiker, der Umfragen zufolge
gute Aussichten hat, Großbritanniens nächster Premierminister zu
werden, der «Financial Times» (Montag). Das vom früheren britischen
Premier Boris Johnson ausgehandelte Abkommen sei «nicht gut», sagte
Starmer demnach. Das erkenne so gut wie jeder inzwischen an. Er wolle
eine anstehende Überprüfung des Abkommens nutzen, um eine engere
Bindung an die EU zu suchen, sollte seine Partei die wohl im
kommenden Jahr anstehende Wahl gewinnen, sagte der 61-Jährige.

Umfragen zufolge liegt Labour in der Wählergunst weit vor den
regierenden Konservativen von Premierminister Rishi Sunak. Starmer
betont stets, dass er keine Rückkehr in die EU oder in den
Europäischen Binnenmarkt erreichen will, sondern den Brexit mit Hilfe
pragmatischer Schritte hin zu einer engeren Zusammenarbeit mit
Brüssel verbessern will.

Handelsexperten warnen jedoch davor, die Charmeoffensive von Labour
unter Starmer zu überschätzen. Die anstehende Überprüfung des
Handelsabkommens sei rein technischer Art, schrieb der Handelsexperte
und Direktor der Londoner Denkfabrik European Centre For
International Political Economy David Henig bei X, vormals Twitter.
Um die Beziehungen zu vertiefen, müsse Labour zu einem politischen
Prozess bereit sein, der auch Zugeständnisse umfassen würde.