Spitze der Nord-CDU nominiert Herbst für Listenplatz 1 zur EU-Wahl

26.09.2023 15:47

Wichtige Personalentscheidungen bei der CDU im Norden: Für sie soll
weiterhin Niclas Herbst Politik im EU-Parlament machen. Kontrahent
von Boetticher rangiert im Listenvorschlag des Landesvorstandes nur
auf Platz 3. Dazwischen steht eine junge Frau mit bekanntem Namen.

Kiel (dpa/lno) - Der EU-Abgeordnete Niclas Herbst (50) soll nach dem
Willen des Landesvorstandes der schleswig-holsteinischen CDU auch
Spitzenkandidat seiner Partei für die Europawahl 2024 werden. Das
Gremium schlug Herbst für Platz 1 der Landesliste vor, wie die Partei
am Dienstag mitteilte. Ende August hatte auch der frühere
Landtagsfraktionschef und ehemalige CDU-Landesvorsitzende Christian
von Boetticher (52) seine Bewerbung für Listenplatz 1 abgekündigt.

Er landete auf der Vorschlagsliste des Landesvorstandes nur auf Platz
3, nach der Juristin Hannah Wadephul (28), Tochter des Vizechefs der
Unionsfraktion im Bundestag, Johann Wadephul. Über die Landesliste
entscheidet die Landesvertreterversammlung der Nord-CDU am Donnerstag
nächster Woche in Neumünster.

Von Boetticher hatte seine politischen Ämter 2011 aufgegeben, nachdem
eine frühere Beziehung zu einer 16 Jahre alten Schülerin bekannt
geworden war. Aktuell ist der ehemalige Umwelt- und
Landwirtschaftsminister Schleswig-Holsteins unter anderem
Landesvorsitzender des CDU-Wirtschaftsrates und Kreisvorsitzender der
Partei in Pinneberg. Von Boetticher war bereits von 1999 bis 2004
Europaabgeordneter.

Herbst gehört seit 2019 dem EU-Parlament an. Bei der damaligen Wahl
war die CDU im Norden überraschend nur zweitstärkste Partei hinter
den Grünen geworden. «Niclas Herbst ist schon heute eine feste Größ
e
im EU-Parlament und unserer EVP-Fraktion», erklärte der
CDU-Landesvorsitzende, Ministerpräsident Daniel Günther. Er würdigte

Herbsts Arbeit im Haushalts- und im Fischereiausschuss. «Wir
nominieren mit Niclas Herbst einen leidenschaftlichen Europäer, der
sich für unser Schleswig-Holstein in Brüssel einsetzt.»

Mit Wadephul habe die CDU eine Kandidatin gefunden, die engagiert für
die europäische Idee kämpfe und das Land hervorragend im
Europaparlament vertreten könne, äußerte Günther. «Mit Christian
von
Boetticher folgt auf Platz 3 ein überzeugter Europäer, der seine
Erfahrungen als Parlamentarier und Landesminister in den Wahlkampf
einbringen wird.»

Die Menschen in Schleswig-Holstein erwarteten eine handlungsfähige
EU, um den Frieden zu sichern, die Migrationsfrage zu bewältigen,
Wohlstand zu verteidigen und dem Klimawandel vernünftig zu begegnen,
erklärte Herbst. «Wir müssen als CDU daher mutig anpacken und unsere

EU gegen Populisten von links und rechts verteidigen.»

Am 5. Oktober wählt die Nord-CDU auch einen neuen Landesvorstand.
Günther hatte frühzeitig erklärt, wieder anzutreten. Als
stellvertretende Vorsitzende kandidieren erneut Bildungsministerin
Karin Prien und Wirtschaftsstaatssekretär Tobias von der Heide. Die
Bundestagsabgeordnete Astrid Damerow und Landtagsfraktionschef Tobias
Koch bewerben sich dagegen nicht wieder für den Vize-Vorsitz. Dafür
treten an die Bundestagsabgeordnete Petra Nicolaisen und der
Landesvorsitzende der Jungen Union, Felix Siegmon. Koch bleibt als
Fraktionsvorsitzender Mitglied im Landesvorstand.

Erstmals seit einem Vierteljahrhundert wählt die Nord-CDU wieder
einen Generalsekretär. Diesen Posten hatte zuletzt von 1997 bis 2000
Johann Wadephul inne, der später erst Landesvorsitzender und dann
Fraktionschef im Landtag wurde. Für Wadephuls Spätnachfolge als
Generalsekretär steht der Landtagsabgeordnete Lukas Kilian bereit.