Handelskammer blickt trotz Brexits vorsichtig optimistisch nach vorne

27.09.2023 04:00

Vor rund 1000 Tagen verließ Großbritannien endgültig die EU und ist
seitdem auch nicht mehr Mitglied von Zollunion und Binnenmarkt. Für
viele Unternehmen bedeutete das Datum eine Zäsur. Nun gibt es aber
Hoffnungsschimmer.

London (dpa) - Trotz andauernder Schwierigkeiten nach dem Brexit
zeigt sich die deutsch-britische Wirtschaft für die Zukunft
vorsichtig optimistisch. «Der Brexit hätte eine Katastrophe werden
können», sagte der Präsident der britischen Handelskammer in
Deutschland (British Chamber of Commerce in Germany, BCCG), Michael
Schmidt. «Wir sind froh, dass die langjährigen, vertrauensvollen
Beziehungen unserer Länder sowie der britische Pragmatismus längst
wieder gute gegenseitige Geschäfte ermöglichen.» Zugleich betonte die

Kammer, sie habe den Brexit nie befürwortet.

Schmidt lobte vor allem die Rolle des britischen Premierministers
Rishi Sunak. «Entscheidend war, dass Großbritanniens Premier Rishi
Sunak mit der EU weitestgehend pragmatisch Lösungen gefunden hat.»
Der BCCG-Präsident verwies auf die Einigung zu Brexit-Sonderregeln
für Nordirland zwischen Großbritannien und der EU. Das sogenannte
Windsor Framework, das Sunak und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von
der Leyen vor gut einem halben Jahr ausgehandelt hatten, schaffe
politische Stabilität. Dies werde mittelfristig auch stärkeres
Vertrauen in den britischen Markt schaffen, «weil Firmen die
Potenziale und Restriktionen wirtschaftlichen Handelns im Vereinigten
Königreich nun wieder langfristig abschätzen können», sagte Schmidt
.

Großbritannien war Ende Januar 2020 aus der EU ausgetreten und ist
seit rund 1000 Tagen - seit dem 1. Januar 2021 - auch nicht mehr
Mitglied des EU-Binnenmarkts und der Zollunion. Trotz eines
kurzfristig ausgehandelten Handelsabkommens kam es seitdem zu
Schwierigkeiten im bilateralen Warenaustausch. In einigen Branchen
gelten nun Zölle, Unternehmen auf beiden Seiten des Ärmelkanals
klagen vor allem über deutlich mehr Bürokratie. Zuletzt hatte sich
das Verhältnis aber entspannt.

BCCG-Präsident Schmidt nannte als Marktchancen für deutsche
Unternehmen in Großbritannien unter anderem den wachsenden
Offshore-Windenergiesektor, die private Gesundheitsbranche sowie den
Infrastrukturbau. «Interessant ist auch die international führende
Universitätslandschaft Großbritanniens und ihre Stärke in Forschung
und Entwicklung von Zukunftstechnologien», sagte Schmidt. Viele
Unternehmen öffneten Standorte in Großbritannien, um die gut
ausgebildeten Fachkräfte für sich zu gewinnen.