EZB-Vertreter sehen Zinsgipfel nicht unbedingt erreicht

27.09.2023 10:49

Frankfurt/Main (dpa) - Vertreter der Europäischen Zentralbank
schließen eine weitere Zinserhöhung im Kampf gegen die Inflation
nicht aus. Man könne «nicht unbedingt» sagen, dass die jüngste Phas
e
der Leitzinserhöhungen ihren Höhepunkt erreicht habe, sagte
EZB-Direktor Frank Elderson in einem am Mittwoch veröffentlichten
Interview der Nachrichtenagentur Market News International. Es gebe
viele Unsicherheiten. Daher seien Zinsentscheidungen von
Konjunkturdaten abhängig.

Elderson bekräftigte damit Aussagen von EZB-Präsidentin Christine
Lagarde nach der jüngsten Zinsentscheidung. Die Notenbank hatte Mitte
des Monats die Leitzinsen zum zehnten Mal in Folge angehoben - mit
dem Ziel, die Inflation wieder auf die angestrebte Marke von
mittelfristig zwei Prozent zu drücken. Im August lag sie bei 5,3
Prozent. Am Freitag stehen neue Preisdaten für September auf dem
Programm, wobei am Markt ein Rückgang der Jahresrate auf 4,5 Prozent
erwartet wird. Zahlen für Deutschland werden bereits am Donnerstag
veröffentlicht.

EZB-Direktor Elderson sieht bei der Inflationsentwicklung weiter
Aufwärtsrisiken. Demnach könnte es in den kommenden Monaten zu einem
Anstieg der Preise für Lebensmittel und Energie kommen. Zudem könnten
auch die Folgen des Klimawandels «zu einer Verschiebung der
längerfristigen Inflationsdynamik führen», sagte Elderson.

Bereits am Dienstag hatte sich EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann
ähnlich geäußert. Für den Chef der österreichischen Notenbank ist

ebenfalls unklar, ob die Leitzinsen den Höhepunkt erreicht haben.
Holzmann, der als geldpolitischer Falke für eine straffe Geldpolitik
eintritt, wollte angesichts der Inflation eine weitere Straffung
nicht ausschließen.