Umweltschützer werfen Glyphosat-Herstellern Risiko-Verschleierung vor

27.09.2023 15:54

Wien (dpa) - Mehrere Umweltorganisationen haben Herstellern des
Unkrautvernichters Glyphosat vorgeworfen, im EU-Zulassungsverfahren
Risiko-Informationen unterdrückt zu haben. Die österreichische
Organisation Global 2000 kündigte am Mittwoch in Wien eine weitere
Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft Wien an, der sich
auch das Pesticide Action Network - Germany (PAN Germany) und weitere
Gruppierungen anschlossen.

Die Umweltaktivisten übermittelten der Staatsanwaltschaft ihre
ergänzenden Vorwürfe zu bereits eingebrachten Strafanzeigen wenige
Wochen vor einer geplanten EU-Entscheidung zu Glyphosat. Mitte
Oktober sollen EU-Staaten darüber entscheiden, ob sie einem Vorschlag
der Europäischen Kommission zustimmen und das Herbizid für weitere
zehn Jahre zulassen.

Die Bayer AG und weitere nicht namentlich genannte
Glyphosat-Hersteller hätten in dem Verfahren für die Verlängerung der

Zulassung mutmaßlich wissenschaftliche Studien unterschlagen, hieß es
in dem Schreiben an die Justiz. Die Umweltschützer nannten unter
anderem Untersuchungen zur toxischen Wirkung des Unkrautmittels auf
das Nervensystem, zum Krebsrisiko und zur Aufnahme der Substanz durch
die Haut. Es bestehe der Verdacht, dass die Produzenten «die Behörden
und die Öffentlichkeit über die wahre Wirkweise und die
Gefährlichkeit von Glyphosat auf Mensch, Tier und Umwelt» getäuscht
und somit Betrug begangen hätten.

«Bayer hat keine wissenschaftliche Studie verschwiegen oder den
zuständigen Behörden vorenthalten», teilte das Unternehmen in einer
Reaktion mit. Mehr als 1500 Studien seien in das
Genehmigungsverfahren eingeflossen. EU-Behörden seien zu dem Ergebnis
gekommen, dass Glyphosat bei sachgemäßer Anwendung weder
gesundheitsgefährdend noch krebserregend sei.

Ende Juli hatte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit
(Efsa) eine Untersuchung zu Glyphosat veröffentlicht, in der sie
keine inakzeptablen Gefahren, aber Datenlücken in mehreren Bereichen
gesehen hatte. Zu den Aspekten, die nicht abschließend geklärt
wurden, gehören etwa ernährungsbedingte Risiken für Verbraucher sowie

Risiken für Wasserpflanzen und den Artenschutz.