Inflation im Euroraum geht deutlich zurück
29.09.2023 13:20
Eine hohe Inflation macht die Bürger ärmer, weil die Preise schneller
steigen als die Einkommen. Der Anstieg der Preise in den Euroländern
hat sich verlangsamt, liegt aber immer noch weit über dem Ziel der
EZB.
Luxemburg (dpa) - Die Teuerung in der Eurozone hat sich im September
deutlich abgeschwächt, allerdings auch wegen statistischer Effekte in
Deutschland. Die Inflationsrate fiel von 5,2 Prozent im Vormonat auf
4,3 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag in Luxemburg
mitteilte. Analysten hatten mit einem Rückgang gerechnet, allerdings
im Schnitt eine etwas höhere Rate von 4,5 Prozent erwartet.
Rückläufig war auch die «Kerninflation» - dabei sind die besonders
schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel nicht
eingerechnet. Sie fiel von 5,3 Prozent im Vormonat auf 4,5 Prozent.
Die Kerninflation bildet nach Meinung vieler Ökonomen die
grundlegende Teuerung ab und stellt den Inflationstrend daher etwas
besser dar als die Gesamtrate.
Lebens- und Genussmittel waren immer noch deutlich teurer als vor
einem Jahr, der Preisauftrieb schwächte sich aber von 9,7 auf 8,8
Prozent ab. Die Energiepreise gingen zum Vorjahresmonat weiter
zurück, auf Monatssicht stiegen sie jedoch an.
Bankvolkswirte kommentierten den Teuerungsrückgang erfreut, wiesen
aber auf statistische Effekte hin. «Zwar ist knapp die Hälfte des
Rückgangs auf Sondereffekte wie das Auslaufen des 9-Euro-Tickets in
Deutschland im September 2022 zurückzuführen», erklärte
Commerzbank-Experte Christoph Weil. «Aber auch bereinigt um diese
Effekte zeigt nun auch der Trend bei der Kernrate nach unten.»
Das mittelfristige Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB)
von zwei Prozent wird allerdings nach wie vor klar überschritten. Im
vergangenen Jahr war die Inflation nach Beginn des Ukraine-Kriegs
zeitweise sogar zweistellig gewesen. Seither ist sie im Trend
rückläufig.
Die EZB stemmt sich seit mehr als einem Jahr gegen die hohe Teuerung
mit kräftigen Zinsanhebungen. Zuletzt hat sie aber angedeutet, dass
der Zinsgipfel erreicht sein könnte. Die aktuelle Entwicklung dürfte
von einer Mehrheit der EZB-Ratsmitglieder mit Freude zur Kenntnis
genommen werden, sagte Commerzbank-Experte Weil. «Vermutlich wird die
EZB ihre Zinsen nicht weiter erhöhen.»