Bulgarien: Demos gegen Pläne zur Schließung der Kohlekraftwerke

29.09.2023 17:35

Sofia (dpa) - In Bulgarien haben Bergarbeiter und Beschäftigte in
Kohlekraftwerken am Freitag mit Blockaden wichtiger Fernstraßen gegen
Regierungspläne rund um die Schließung der Anlagen im Zuge der
Energiewende protestiert. Sie lehnen die Pläne der pro-westlichen
Regierung für die drei Kohlegebiete des EU-Landes ab, wie Vertreter
der Branche erklärten. Die Demonstranten forderten eine «gerechte
Energiewende» für die Kohlegebiete im Süden und Südwesten des Lande
s.

Aufgebrachte Protestierende sperrten etwa die E-79 nach Griechenland
im Südwesten Bulgariens und die Autobahn Trakija, die zum Schwarzen
Meer und nach Istanbul führt. Medienberichten zufolge bildeten sich
kilometerlange Staus. Zudem wurde der «Pass der Republik» im
Balkangebirge blockiert - und damit Verkehrsrouten nach Griechenland
und in die Türkei. Eine Demonstrantin erklärte den Hungerstreik.

Den Plänen zufolge will Bulgarien bis 2038 die Kohlekraftwerke und
-minen im Land schließen. Über den Zeitpunkt herrscht auch mit den
Demonstranten Einigkeit, allerdings nicht über die konkrete
Ausgestaltung, wie die Energiewende vollzogen werden soll.

Ungeachtet der Proteste billigte die Regierung unter
Ministerpräsident Nikolaj Denkow bei einer Sondersitzung am Freitag
die Pläne zur Schließung der drei Kohlegebiete, um eine Finanzierung
für die Energiewende aus Brüssel in Höhe von etwa 4,4 Milliarden Lewa

(rund 2,2 Milliarden Euro) aus dem EU-Wiederaufbauplan nicht zu
verlieren. Die Unterlagen sollen der EU-Kommission an diesem Samstag
übermittelt werden, sagte Finanzminister Assen Wassilew. Die
Regierung versprach Bergarbeitern, die die Branche verlassen wollen,
ein Sozialpaket von bis zu 36 Monatsgehältern.

Vertreter der Bergarbeiter und Kohlekraftwerke-Mitarbeiter hatten
gefordert, die Pläne für die Energiewende in Brüssel um einen Monat
aufzuschieben, damit sie sich bei der Ausarbeitung der Vorhaben
beteiligen können. Aktuell wird in Bulgarien etwa die Hälfte des
Stroms durch Kohle erzeugt, gefolgt von rund einem Drittel durch
Atomkraft.