Donald Tusk: Herausforderer und früherer EU-Ratspräsident
15.10.2023 08:52
Warschau (dpa) - Als Donald Tusk im Sommer 2021 nach seiner Amtszeit
als EU-Ratspräsident in die polnische Politik zurückkehrte, belebte
er damit ein altes Duell um die Macht. Der einstige Regierungschef,
der Polen erfolgreich durch die Wirtschaftskrise 2008 steuerte, gilt
als der gefährlichste politische Gegenspieler des PiS-Chefs Jaroslaw
Kaczynski. In Tusks Regierungszeit war Polen dem Westen zugewandt,
wurde in Berlin und Brüssel als wichtiger Partner gesehen. Ein
Kontrast zur Außenpolitik der PiS, die das Land seit 2015 regiert.
In Polen allerdings polarisiert der 66-jährige Tusk stark. Seine
Regierung umwehte der Hauch der sozialen Kälte. Viele Polen haben ihm
bis heute nicht verziehen, dass er das Renteneintrittsalter
heraufsetzte. Auch eine Abhöraffäre schadete ihm. In illegal
mitgeschnittenen Gesprächen in Nobelrestaurants offenbarten seine
Minister ihre Vorliebe für sündhaft teure Weine und ihre Verachtung
für die Normalbürger.
Der Fußballfan Tusk zählte 2001 zu den Gründern der Bürgerplattform
,
die seit der Parlamentswahl 2019 mit mehreren kleineren Parteien das
Bündnis Bürgerkoalition (KO) bildet. Er war von 2007 bis 2014 Polens
Regierungschef, hatte ein gutes Verhältnis zur damaligen Kanzlerin
Angela Merkel. Im Jahr 2014 wechselte Tusk nach Brüssel in das Amt
des EU-Ratspräsidenten, das er bis 2019 innehatte.