Kiew warnt vor Russlands Angriffen im Winter - Die Nacht im Überblick

13.11.2023 05:00

Der ukrainische Präsident stellt die Bevölkerung auf mehr russische
Angriffe im Winter ein. In einem Nachbarland beginnt derweil das
Training ukrainischer Piloten an Kampfjets aus den USA. Ein Überblick
zum Geschehen in der Nacht und ein Ausblick auf den Tag.

Kiew/Bukarest/Brüssel (dpa) - Der ukrainische Präsident Wolodymyr
Selenskyj hat seine Landsleute vor mehr russischen Luftangriffen im
Winter gewarnt und ihnen zugleich besseren Schutz zugesichert. Wie im
Vorjahr müsse sich die Ukraine gegen verstärkte Attacken auf ihre
Infrastruktur wappnen, sagte er am Sonntag in seiner Abendansprache.
Selenskyj zufolge ist die ukrainische Luftverteidigung jedoch in
diesem Jahr dank westlicher Militärhilfe deutlich besser aufgestellt.

Im Nato-Land Rumänien beginnt am Montag die Ausbildung ukrainischer
Piloten an Kampfflugzeugen vom amerikanischen Typ F-16, von deren
Einsatz sich Kiew viel verspricht. Und in Brüssel beraten die
Außenminister der 27 EU-Staaten am Montag über die Krisen in der
Ukraine und im Nahen Osten. Im Osten der Ukraine verstärkt die
russische Armee derweil ihre Angriffe um die Ortschaft Marjinka.

Selenskyj: «Russland bereitet sich auf den Winter vor»

«Russland bereitet sich auf den Winter vor», warnte Selenskyj in
seiner Ansprache. Die Ukraine müsse darauf vorbereitet sein, dass die
Zahl der Drohnen- und Raketenangriffe auf die Infrastruktur zunehmen
könnte. Zur kritischen Infrastruktur gehören etwa Heizkraftwerke und
die Stromversorgung, deren Ausfall insbesondere während der kalten
Monate weitreichende Folgen haben kann.

Zugleich versprach Selenskyj besseren Schutz vor russischen Angriffen
als im vergangenen Winter. Zusammen mit einer Vielzahl westlicher
Länder arbeite man daran, die seither schon verstärkte ukrainische
Luftabwehr täglich zu verbessern. Einen vollständigen Schutz des
gesamten Territoriums könne man aber noch nicht gewährleisten.

Ausbildung von Ukrainern an F-16-Kampfjets beginnt

In Rumänien eröffnen am Montag Verteidigungsminister Angel Tilvar und
seine niederländische Amtskollegin Kajsa Ollongren in der 150
Kilometer östlich von Bukarest gelegenen Luftwaffenbasis Fetesti das
Europäische F-16-Trainingszentrum (EFTC). Die Niederlande stellen für
die Ausbildung, die neben ukrainischen auch rumänische Piloten
bekommen, 12 bis 18 Kampfjets zur Verfügung. Der F-16-Hersteller
Lockheed schickt Ausbilder und Wartungspersonal. Wann die Ukraine,
die sich seit beinahe 21 Monaten gegen den russischen Angriffskrieg
verteidigt, die Kampflugzeuge tatsächlich im Kriegsgebiet einsetzen
kann, ist unklar. Geschätzt wird, dass das Training der Piloten
mindestens sechs Monate dauern dürfte.

Intensive russische Angriffen um Marjinka gemeldet

In der Ostukraine waren einem Bericht des ukrainischen Generalstabs
zufolge die russischen Angriffe um die nur wenige Kilometer westlich
der Industriestadt Donezk gelegene Ortschaft Marjinka zuletzt
besonders intensiv. An diesem Frontabschnitt fand demnach mit 20
Gefechten rund ein Drittel aller Kämpfe der vergangenen 24 Stunden
statt. Die nördlich von Donezk gelegene - und ebenfalls heftig
umkämpfte - Ortschaft Awdijiwka griffen die Russen in dem Zeitraum
demnach nur halb so häufig an. Die Angaben ließen sich nicht
unabhängig überprüfen.

Am südlichen Frontabschnitt hat die ukrainische Armee nach eigenen
Angaben ihre Offensive in Richtung der Großstadt Melitopol
fortgesetzt. Am Sonntagnachmittag berichtete der ukrainische
Militärgeheimdienst HUR von einer Explosion in Melitopol, bei der
mindestens drei hochrangige Offiziere der russischen Nationalgarde
(Rosgwardija) getötet worden sein sollen. Der vom Kreml eingesetzte
regionale Besatzungschef Wladimir Rogow schrieb am Abend auf
Telegram, ein «explosionsartiges Geräusch» in der Stadt sei angeblich

durch fehlerhafte Gasausrüstung in einem Fahrzeug verursacht worden.
Verletzt wurde nach seinen Angaben niemand.

EU-Außenminister beraten über Sicherheitszusagen für Ukraine

Die EU-Außenminister beraten bei ihrem Treffen am Montag in Brüssel
auch darüber, wie langfristige Sicherheitszusagen für die Ukraine
aussehen könnten. Zuletzt zeichnete sich ab, dass ein Plan des
EU-Außenbeauftragten Josep Borrell für längerfristige
Finanzierungszusagen für Militärhilfen nicht die erforderliche
Unterstützung aller 27 EU-Staaten bekommen dürfte. Dieser sah vor,
von 2024 bis 2027 jährlich fünf Milliarden Euro zu mobilisieren.
Diskutiert wird nun, ob weniger umfangreiche Verpflichtungen eine
Alternative sein könnten.

Aus Deutschland wird Außenministerin Annalena Baerbock in Brüssel
erwartet. Zu den Beratungen über die Lage in der Ukraine soll zu
Beginn der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba zugeschaltet
werden.

Was am Montag wichtig wird

Ukrainische und polnische Regierungsvertreter treffen sich im
Grenzgebiet der beiden Länder, um das Problem der Blockade einiger
Grenzübergänge zu lösen. Polnische Transportunternehmer haben mehrere

Grenzübergänge in die Ukraine aus Protest gegen billigere Konkurrenz
blockiert. Außerdem tagen die EU-Außenminister in Brüssel.