EZB-Vize de Guindos: Inflation noch lange zu hoch

13.11.2023 10:04

Frankfurt/Main (dpa) - EZB-Vizepräsident Luis de Guindos sieht die
Euro-Währungshüter in ihrem Kampf gegen die hohe Teuerung noch nicht
am Ziel. «Die Inflation ist deutlich zurückgegangen, dürfte aber noch

zu lange zu hoch bleiben, und der inländische Preisdruck ist nach wie
vor stark», sagte de Guindos am Montag bei der Eröffnungskonferenz
der «Euro Finance Week» in Frankfurt. «Wir werden daher dafür sorge
n,
dass unsere Leitzinsen so lange wie nötig auf einem ausreichend
restriktiven Niveau festgesetzt werden.»

Nach Jahren mit Null- und Negativzinsen hat die Europäische
Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die hohe Inflation die Zinsen im
Euroraum seit Juli 2022 zehnmal in Folge angehoben. Bei ihrer
jüngsten Sitzung im Oktober hatten die Währungshüter auf eine weitere

Zinserhöhung verzichtet. Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken
frisches Geld bei der Zentralbank besorgen könnten, liegt
mittlerweile bei 4,5 Prozent.

Mittelfristig strebt die EZB für den Euroraum eine Inflationsrate von
2,0 Prozent an. Für Oktober hatte Eurostat eine Rate von 2,9 Prozent
errechnet. «Wir erwarten in den kommenden Monaten einen
vorübergehenden Wiederanstieg der Inflation, da die Basiseffekte des
starken Anstiegs der Energie- und Lebensmittelpreise im Herbst 2022
aus der Jahresberechnung herausfallen», sagte de Guindos. Die EZB
gehe aber davon aus, dass der Abwärtstrend mittelfristig anhalte.

Allerdings blieben die Energiepreise «angesichts der zunehmenden
geopolitischen Spannungen und der Auswirkungen der fiskalischen
Maßnahmen eine große Unsicherheitsquelle. Das Gleiche gilt für die
Lebensmittelpreise, die aufgrund ungünstiger Witterungsbedingungen
und der sich ausweitenden Klimakrise ebenfalls unter Aufwärtsdruck
geraten könnten», sagte der EZB-Vizepräsident.