Chinesische Exporte wieder gestiegen - Einfuhren rückläufig
07.12.2023 08:34
China hat im Außenhandel zuletzt kaum Erfolge vermeldet. Nach sechs
Monaten im Minus steigen die Exporte nun wieder. Allerdings dürften
Peking die Importzahlen und die Konsumnachfrage Sorgen bereiten.
Peking (dpa) - Chinas Exporte sind erstmals seit Mai wieder
gestiegen. Im November nahmen die Ausfuhren gegenüber dem
Vorjahresmonat in US-Dollar gerechnet um 0,5 Prozent zu, wie Chinas
Zollbehörde am Donnerstag in Peking mitteilte. Analysten hatten teils
kaum Veränderung oder erneut Rückgänge erwartet. Noch im Oktober
lagen die Exporte im Jahresvergleich bei einem Minus von 6,4 Prozent.
Überraschung gab es bei den Importen. Diese sanken um 0,6 Prozent.
Experten hatten mit einem deutlichen Zuwachs gerechnet, nachdem die
Einfuhren bereits im Oktober unerwartet gestiegen waren. Dieses Plus
wurde seinerzeit als Zeichen für einen wieder zunehmenden Konsum auf
dem chinesischen Markt gewertet. Die Einfuhren nach China sind auch
für deutsche Exporteure maßgeblich.
In den EU-Raum und nach Deutschland sanken die chinesischen Ausfuhren
auf Jahressicht um mehr als zehn Prozent. Auch die Importe aus Europa
und Deutschland nahmen ab. Die Europäer beklagen schon länger
unausgeglichene Handelsbeziehungen mit der zweitgrößten
Volkswirtschaft der Welt. EU-Ratspräsident Charles Michel und
Kommissionschefin Ursula von der Leyen diskutierten diese Probleme am
Donnerstag bei Gesprächen mit Chinas Regierung in Peking. Dagegen
steigen Chinas Exporte nach Russland seit Monaten rasant und standen
zuletzt auf Jahressicht bei einem Plus von rund 50 Prozent.
Viele Probleme für Chinas Wirtschaft
Der Rückgriff auf Exporte sei ein nahe liegender Weg, um das
Wirtschaftswachstum wieder anzukurbeln, da Chinas wirtschaftliche
Erholung vor großen Herausforderungen stehe, teilte die Europäische
Handelskammer in Peking auf Anfrage mit: «Übergroße Abhängigkeit vo
n
angebotsorientierter Politik birgt jedoch Risiken, weil diese zum
erheblichen Handelsungleichgewicht beigetragen hat, das China mit der
Europäischen Union und den USA angehäuft hat.»
Beobachter hatten auf eine Stabilisierung des Handels gehofft.
International läuft es für die Chinesen nicht, weil die globale
Inflation und gestiegene Zinsen die Nachfrage nach Produkten aus
Fernost drücken. Für Chinas Wirtschaft zeichnet sich außerdem keine
durchgreifende Besserung ab, was Entscheidungsträger in Peking unter
Druck setzt. Der Immobiliensektor steckt durch seine verschuldeten
Bauträger in einer schweren Krise, und die Konsumenten in China
kaufen weniger. 2024 könnte es deshalb schwierig werden, sollten
Analysten Recht behalten, wonach China auf seine Inlandsnachfrage
setzen müsse, weil sich die US- und die EU-Wirtschaft abkühlten.
Zudem hatte die Rating-Agentur Moody's ihren Ausblick für die
Einstufung von Chinas Kreditwürdigkeit gesenkt. Zwar verlor das Land
nicht seine A1-Bewertung, die es als sichere Anlage auszeichnet.
Chinas Finanzministerium war jedoch enttäuscht und erklärte, die
Bedenken seien unberechtigt. Den US-Analysten zufolge dürften die
Finanzhilfen für verschuldete Lokalregierungen und Staatsbetriebe
sowie die Immobilienkrise auf Chinas Wirtschaft lasten. Manche
Schätzungen gehen von umgerechnet elf Billionen US-Dollar an Schulden
in chinesischen Städten und Provinzen aus.
Kaum Besserung bei Immobilien-Krise
Auf dem Immobilienmarkt bleibt die Lage schwierig. China Evergrande,
der mit umgerechnet mehr als 300 Milliarden US-Dollar am höchsten
verschuldete Konzern, hatte sich in Hongkong vor Gericht Anfang der
Woche erneut Luft verschafft. Dem Bauträger droht die Abwicklung.
Seit 2021 verpassten die Südchinesen immer wieder Zahlungen an
ausländische Gläubiger, die diese nun zurück erstreiten wollen. Im
Januar will das Gericht einen Sanierungsplan sehen.
Um den Markt zu stärken, lockerte die Regierung Vorschriften für
Wohnungskäufe und Kredite. In kleineren Städten werden neue Wohnungen
allerdings immer langsamer veräußert, wie das Wirtschaftsmagazin
«Caixin» berichtete. Ende Oktober dauerte es in Städten der dritten
und vierten Ebene demnach im Schnitt 26,3 Monate bis zum Verkauf. Im
Juli waren es noch 20 Monate, wie das Magazin berichtete. In
Großstädten wie Peking oder Shanghai stieg die Zeit demnach leicht
von 11 auf 12,7 Monate. Die Regierung hält laut «Caixin» 12 bis 18
Monate für normal, um eine Wohnung zu verkaufen.