EZB-Direktorin Schnabel warnt vor schneller Zinssenkung

07.02.2024 12:33

Die Inflation ist auf dem Rückzug - sollte die EZB die Zinsen daher
wieder senken, um die Konjunktur anzukurbeln?
EZB-Direktoriumsmitglied Schnabel mahnt zu Geduld.

Frankfurt/Main (dpa) - EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel hat
sich gegen schnelle Zinssenkungen im Euroraum ausgesprochen. In einem
am Mittwoch veröffentlichten Interview der «Financial Times» sagte
die Notenbankerin, die Europäische Zentralbank (EZB) sollte bei einer
geldpolitischen Lockerung «geduldig und vorsichtig» vorgehen.
Schnabel verwies auf die anhaltende Inflation im
Dienstleistungssektor, einen widerstandsfähigen Arbeitsmarkt und die
geopolitischen Spannungen im Nahen Osten. «All dies zusammengenommen
spricht gegen eine baldige Anpassung des politischen Kurses.»

Zudem habe die Erfahrung gezeigt, dass die Teuerung schnell wieder
anziehen könne, sagte Schnabel: «Ich sage nicht, dass es zu einem
Aufflammen der Inflation kommen wird. Das ist nicht mein
Ausgangspunkt, aber ich denke, dass wir auf dieses Risiko vorbereitet
sein sollten.»

Um die zeitweise sehr hohe Teuerung zu dämpfen, hat die EZB seit
Sommer 2022 zehnmal in Folge die Leitzinsen Euroraum erhöht. Höhere
Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremsen und hohen
Inflationsraten entgegenwirken kann. Weil steigenden Kreditzinsen
jedoch zugleich Investitionen verteuern und dies die derzeit ohnehin
schwächelnde Wirtschaft bremsen kann, wurden zuletzt Forderungen nach
Zinssenkungen lauter.

Im Januar hatte sich die Inflation im Währungsraum auf 2,8 Prozent
abgeschwächt. Die EZB strebt mittelfristig eine Rate von zwei Prozent
an. Im Jahr 2022 war die Inflation im gemeinsamen Währungsraum
zeitweise über die Marke von zehn Prozent gestiegen. «Wir haben
erhebliche Fortschritte gemacht, und das ist eine gute Nachricht.
Aber wir sind noch nicht am Ziel», sagte Schnabel, die sich bereits
mehrfach gegen schnelle Zinssenkungen ausgesprochen hat.