Kuleba fordert EU zu schnellerer Lieferung von Artilleriemunition auf

07.02.2024 18:07

Bei der Abwehr der russischen Invasion spürt die ukrainische Armee
einen immer stärkeren Mangel an Artilleriemunition. Kiew erwartet von
der EU schnellere und größere Lieferungen.

Kiew (dpa) - Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat die EU
eindringlich zu mehr Anstrengungen bei der Beschaffung von
Artilleriemunition für den Abwehrkrieg seines Landes gegen Russland
aufgefordert.?«Wir haben hier den größten Krieg in Europa seit dem
Zweiten Weltkrieg und wir brauchen diese Granaten, um Europa zu
verteidigen», sagte Kuleba am Mittwoch auf einer Pressekonferenz mit
dem EU-Außenbeauftragten Josep Borrell in Kiew. «Wir reden hier heute
von der Verteidigung Europas und dafür sind außerordentliche
Maßnahmen erforderlich.»

Konkret regte er unter anderem an, dass die EU bestehende
Lieferverträge mit Drittstaaten ändern oder aufkündigen solle.
«Lassen Sie uns nicht vergessen, dass es in der Welt noch sehr viele
Artilleriegeschosse gibt», erklärte Kuleba. Die EU solle ihre
Bemühungen «verdreifachen», damit diese Granaten nach Europa und
damit in die Ukraine gelangen.

Die EU hatte zuvor Ende Januar ein Scheitern ihrer ehrgeizigen Pläne
für die Belieferung der Ukraine mit Artilleriegeschossen eingeräumt.
Von der in Aussicht gestellten Menge von einer Million Schuss werden
demnach bis Ende März voraussichtlich nur etwas mehr als die Hälfte
geliefert werden.

Neues Ziel ist es nun, die Marke von einer Million zumindest noch in
diesem Jahr zu erreichen. Nach Angaben von Borrell haben
Mitgliedstaaten zugesagt, von März bis dahin rund 630 000 weitere
Geschosse zu liefern. Dann wird man bei mehr als einer Million sein.

Borrell hob in Kiew hervor, dass die EU-Lieferungen an Granaten und
Raketen bereits beschleunigt worden seien. «Wir geben den Lieferungen
an die Ukraine höchste Priorität und verzögern sogar das Aufstocken
unserer eigenen Arsenale», erklärte er.  Er versprach, dass die EU
die Produktionskapazitäten weiter ausbauen werde. Bei seinem Besuch
besichtigte er auch eine örtliche Drohnenproduktion.

Mit Blick auf Kritik an den Unterstützungsbemühungen der EU erklärte

Borrell, aus der EU seien in den vergangenen zwei Jahren bereits
Hilfen im Umfang von 88 Milliarden Euro geflossen. Rund 28 Milliarden
Euro davon seien Militärhilfe gewesen. Die Ukraine wehrt mit massiver
westlicher Unterstützung seit fast zwei Jahren eine russische
Invasion ab.