Fregatte «Hessen» startet zu geplantem EU-Militäreinsatz gegen Huthi

08.02.2024 05:00

Die Bundesregierung will sich an dem geplanten EU-Einsatz gegen die
Huthi beteiligen. Dafür macht sich nun die Fregatte «Hessen» bereit.

Ihr Kommandant geht von einer konkreten Bedrohung aus.

Wilhelmshaven (dpa) - Für einen geplanten EU-Militäreinsatz zur
Sicherung der Handelsschifffahrt im Roten Meer soll die deutsche
Fregatte «Hessen» an diesem Donnerstag (10.00 Uhr) vom
Marinestützpunkt Wilhelmshaven aus aufbrechen. An Bord des
Kriegsschiffes werden rund 240 Soldatinnen und Soldaten sein, wie die
Marine mitteilte. Mit der Verlegung des Kriegsschiffes will die
Bundeswehr die Voraussetzungen für eine deutsche Beteiligung an dem
EU-Einsatz schaffen. Ein EU-Beschluss und ein Mandat des Bundestages
stehen dafür noch aus - wurden zuletzt aber im Laufe des Februars
erwartet. Die «Hessen» soll bis Ende Februar in dem Einsatzgebiet
ankommen. 

Die Pläne für die EU-Mission «Eunavfor Aspides» sehen vor, mehrere

europäische Kriegsschiffe und luftgestützte Frühwarnsysteme zum
Schutz von Frachtschiffen in die Region zu entsenden. Diese sollen
dort Handelsschiffe vor Angriffen der militant-islamistischen Huthi
aus dem Jemen schützen. Die Miliz will mit dem Beschuss von Schiffen
ein Ende der israelischen Angriffe im Gazastreifen erzwingen, die auf
das Massaker der islamistischen Hamas in Israel am 7. Oktober
folgten.

Kommandant: Bedrohung ist konkret

«Ein potenzieller Einsatz im Roten Meer wird für Schiff und Besatzung
einen erneuten Härtetest darstellen», sagte der Kommandant der
Fregatte, Fregattenkapitän Volker Kübsch, einer Mitteilung der Marine
zufolge. Bis vor wenigen Wochen war die Besatzung der «Hessen» als
Führungsschiff und Teil der schnellen Eingreiftruppe der Nato in der
Nord- und Ostsee unterwegs. Der mögliche Einsatz im Roten Meer werde
nach den Geschehnissen der vergangenen Wochen und Monate in der
Region ein ganz anderer sein, sagte Kübsch. 

«Die Bedrohung dort ist nun nicht mehr abstrakt, sie ist ganz konkret
und besteht aus einer Vielzahl an Waffen, die dort regelmäßig zum
Einsatz gebracht wurden», teilte der 44 Jahre alte Kommandant mit.
«Ich weiß nur zu gut um die Fähigkeiten des Schiffs und der Besatzung

und möchte daher allen Freunden und Angehörigen der Besatzung ein
wenig die Sorgen um uns nehmen. Sie können sich in jeder Hinsicht auf
uns verlassen.»

Sicherheitsexperte Markus Kaim von der Stiftung Wissenschaft und
Politik (SWP) warnte in der «Welt» (Donnerstag) vor den Gefahren des
Einsatzes, auch für die Fregatte «Hessen». «Bei der Operation Aspid
es
ist die Eskalationsgefahr groß. Es ist eine Illusion, dass die
Fregatte der Bundeswehr nicht unter Beschuss geraten wird und sich
nicht verteidigen muss.» Kaim betonte: «Das ist ein äußerst
gefährlicher Einsatz für unsere Soldaten und Soldatinnen.» Niemand
könne erwarten, dass die Huthis mit dem Beschuss westlicher Schiffe
aufhörten. «Die Wahrscheinlichkeit ist gleich null.» Die EU müsse
sehr viele Jahre in der Region bleiben und Schiffe schützen, wenn sie
es ernst meine.

Fregatte kann Luftraum von Größe der Nordsee überwachen

Angesichts der Gefahren meiden große Reedereien zunehmend die
kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa durch
das Rote Meer und den Suezkanal. Dies hat mittlerweile erhebliche
Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Die USA und Großbritannien haben
deswegen zuletzt Ziele der Huthi im Jemen angegriffen. 

Die «Hessen» ist unter anderem mit Flugabwehrraketen ausgerüstet. Das

143 Meter lange Schiff wurde speziell für den Geleitschutz und die
Seeraumkontrolle konzipiert. Mit seinem speziellen Radar kann es nach
Angaben der Bundeswehr einen Luftraum von der Größe der gesamten
Nordsee überwachen. Die Flugabwehrraketen können demnach mehr als 160
Kilometer weit reichen. An Bord sind neben der Stammbesatzung und
zwei Hubschraubern auch weitere Einsatzkräfte, darunter ein Ärzteteam
und ein Militärpfarrer.